Einfluss der Nachsorge auf das onkologische Outcome nach Ösophagektomie

Für lokal fortgeschrittene Karzinome des Ösophagus existieren multinodale Therapiekonzepte, die nachweislich zu einer Verbesserung der Langzeitprognose der Patienten beitragen. Mangels solider Evidenz ist der Umfang der sich postoperativ anschließenden onkologischen Nachsorge nach wie vor nicht geklärt. Die aktuelle S3-Leitlinie Ösophaguskarzinom empfiehlt eine symptomorientierte Nachsorge, die je nach Klinik endoskopische oder radiologische Untersuchungen umfasst. Trotz dieser Empfehlungen wird häufig eine intensivierte Nachsorge durch regelmäßige endoskopische und computertomographische Untersuchungen durchgeführt. Eine internationale, multizentrische Studie hat sich dieser Problematik angenommen.

Die European Investigation of Surveillance after Resection for Esophageal Cancer (ENSURE) ist eine Registeranalyse, die Patienten erfasst, die zwischen 2009 und 2015 in 20 spezialisierten Zentren aufgrund eines Ösophaguskarzinoms operiert wurden. In der Studie wurde eine intensivierte Nachsorge durch mindestens eine jährliche Computertomographie in den ersten drei Jahren nach einer Ösophagektomie definiert. Primärer Outcomeparameter war das Gesamtüberleben, sekundäre Endpunkte das Rezidivmuster, die Behandlung der diagnostizierten Rezidive und die Lebensqualität.

Insgesamt wurden 4682 Patienten im Rahmen der Registeranalyse erfasst. 73 % der Patienten hatten ein Adenokarzinom, 69 % der Patienten erhielten eine neoadjuvante Therapie.  Die Nachsorge wurde bei 46 % der Patienten gemäß den oben genannten Kriterien als „intensiviert“ eingestuft. Bei einem medianen Follow-up von 60 Monaten wurde bei 48 % der Patienten ein Rezidiv diagnostiziert, während bei 39 % eine Oligometastasierung festgestellt wurde.

Das Gesamtüberleben aller untersuchten Patienten nach intensivierter und symptomorientierter Nachsorge war gleich, allerdings ergab die intensivierte Nachsorge in der Subgruppenanalyse der Patienten mit Tumorrezidiv  ein signifikant verbessertes Gesamt- und krankheitsspezifisches Überleben. Das Gesamtüberleben bei Patienten mit intensivierter Nachsorge wurde durch eine alleinige chirurgische Therapie und bei Patienten mit niedrigem Tumorstadium (pTis-2) verbessert.

Insgesamt bietet die aktuelle Registeranalyse einen umfassenden Einblick in die derzeit angewendeten und weltweit unterschiedlichen Methoden der Nachsorge nach einer Ösophaguskarzinomresektion. Durch die zunehmenden Möglichkeiten effektiver therapeutischer Maßnahmen wie z. B. der Chemotherapie ergibt sich eine Argumentation für die frühzeitige Diagnose von Tumorrezidiven und somit für eine intensivierte Nachsorge.

Quelle

Elliott JA et al; ENSURE Study Group. An International Multicenter Study Exploring Whether Surveillance After Esophageal Cancer Surgery Impacts Oncological and Quality of Life Outcomes (ENSURE). Ann Surg. 2022 Jan 27;277(5):e1035–44.