Komplikationen - Implantation eines Cardioverter-Defibrillators

  1. Prophylaxe und Management intraoperativer Komplikationen

    1.1 Blutungen

    • nennenswerte Blutungen sind eher selten
    • können bei versehentlicher Punktion der A. subclavia auftreten
    • mehrminütige manuelle Kompression reicht meist aus

    1.2 Ventrikelperforation durch Sonde

    • seltene Komplikation, die zu einer Perikardtamponade führen kann
    • bei Patienten mit dilatiertem, fragilem Ventrikel möglich
    • fast ausschließlich durch Sonden verursacht, die an ihrer Spitze ankerförmig konfiguriert sind

    Vorgehen:

    • Sonde zurückziehen
    • bei stabilem Patienten Eingriff so rasch wie möglich fortsetzen
    • die Perforationsstelle verschließt sich in der Regel selbst
    • engmaschige Echokardiographie, ggf. Perikardpunktion
    • Thorakotomien sind äußerst selten indiziert!

    Prophylaxe:

    • möglichst keine Ankersonden verwenden
    • kein brüskes Vorschieben der Sonde

    1.3 Pneumothorax

    • fast ausnahmslos bei Punktion der V. subclavia
    • macht sich häufig erst am 1. oder 2. postop. Tag bemerkbar bzw. ist erst dann radiologisch nachweisbar
    • Vorgehen je nach Ausdehnung: Zuwarten bei Mantelpneu, sofern keine nennenswerte Klinik, ggf. Thoraxdrainage oder Pleura-Katheter
  2. Prophylaxe und Management postoperativer Komplikationen

    2.1 Frühinfekte

    • innerhalb der ersten 2 Wochen postoperativ auftretende Infekte sind fast ausnahmslos Tascheninfekte, die auf eine intraoperative Kontamination zurückzuführen sind
    • klinisch als Wundheilungsstörungen, protrahiert sezernierende Wunden oder als infizierte Hämatome mit Rötung und Schwellung erkennbar
    • Frühinfekte bedürfen meist einer operativen Revision unter perioperativer Antibiose (vorher Abstrich!)

    2.2 Spätinfekte

    • Spätinfekte können Monate und Jahre nach einer ICD-Implantation auftreten, meist isolierte Aggregat- oder Sondeninfekte
    • hämatogen bedingt durch Bakteriämie oder infolge Drucknekrosen über dem Aggregat oder der Sonde mit sekundärer Besiedlung
    • oft schleichender Verlauf; Septikämien, sept. Lungenembolien oder sept. Metastasen (z. B. Spondylitis) sind selten
    • wegweisend für eine Elektrodeninfektion: Endokarditis mit Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit; entwickelt sich bei 15 % der betroffenen Patienten

    Diagnostik:

    • Entzündungsparameter (kl. BB, Diff-BB, CRP), allerdings nicht zuverlässig
    • Blutkulturen
    • Sonographie der Aggregattasche (Flüssigkeit?), ggf. sterile Punktion und Kultur (häufig Staphylococcus aureus, koagulasenegative Staphylokokken, aber auch Candida)
    • transösophageale Echokardiographie (Sensitivität > 95 %): Vegetationen auf Trikuspidalklappe, Abszesse an der Sondenspitze

    Therapie:

    • bei positiven Blutkulturen ohne echokardiographischem Hinweis auf Endokarditis oder Abszessbildung an der Sondenspitze kann ein konservativer Behandlungsversuch unternommen werden; Nachkontrollen der Blutkulturen über mehrere Wochen erforderlich
    • bei Therapieversagen oder Rezidiv muss in aller Regel die ICD-Explantation erfolgen

    Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Management von Sonden-Infekten finden Sie hier:Sonden-Explantation

    Infekt-Prophylaxe:

    • ICD-Implantation im OP oder Herzkatheterlabor, nicht im Röntgenraum
    • sorgfältige Blutstillung
    • großzügige Indikation zur Hämatomausräumung
    • restriktiver Einsatz von Antikoagulantien unmittelbar postoperativ
    • perioperative Antibiose aufgrund einer Metaanalyse bei Schrittmachern sinnvoll (single-shot Cephalosporin), ein Fortsetzen der Antibiose postop. ist umstritten

    2.3 Hämatome

    • meist durch mangelhafte intraoperative Blutstillung, Gerinnungsstörungen oder postoperativ zu früher Gabe von Antikoagulantien
    • umschriebene kleine Hämatome: zuwarten!
    • bei Persistenz, Größenzunahme oder Infektzeichen: Wundrevision mit Hämatomausräumung, Abstrich und Antibiose
    • kein Spreizen der Wunde mit „Ausdrücken“ des Hämatoms auf dem Patientenzimmer!

    2.4 Lageänderung des Aggregats

    • Aggregatwanderungen erfolgen meist nach lateral Richtung Axilla
    • durch fortschreitende Atrophie des umgebenden Gewebes kommt es zum inneren Dekubitus und schließlich zu einer Weichteilperforation, ggf. mit sekundärer Infektion
    • Twiddler-Syndrom: Rotation des Aggregats innerhalb der Tasche führt zum Verdrehen und dadurch zur Verkürzung der Sonde, was im Extremfall eine Sondendislokation zur Folge hat

    Ursachen

    • zu große Aggregattasche
    • unzureichende Fixation der Sonde
    • instabile Lage des Gerätes

    Prophylaxe

    • stabile und mediale Aggregatlage
    • nicht zu große Tasche