2.1 Frühinfekte
- innerhalb der ersten 2 Wochen postoperativ auftretende Infekte sind fast ausnahmslos Tascheninfekte, die auf eine intraoperative Kontamination zurückzuführen sind
- klinisch als Wundheilungsstörungen, protrahiert sezernierende Wunden oder als infizierte Hämatome mit Rötung und Schwellung erkennbar
- Frühinfekte bedürfen meist einer operativen Revision unter perioperativer Antibiose (vorher Abstrich!)
2.2 Spätinfekte
- Spätinfekte können Monate und Jahre nach einer ICD-Implantation auftreten, meist isolierte Aggregat- oder Sondeninfekte
- hämatogen bedingt durch Bakteriämie oder infolge Drucknekrosen über dem Aggregat oder der Sonde mit sekundärer Besiedlung
- oft schleichender Verlauf; Septikämien, sept. Lungenembolien oder sept. Metastasen (z. B. Spondylitis) sind selten
- wegweisend für eine Elektrodeninfektion: Endokarditis mit Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit; entwickelt sich bei 15 % der betroffenen Patienten
Diagnostik:
- Entzündungsparameter (kl. BB, Diff-BB, CRP), allerdings nicht zuverlässig
- Blutkulturen
- Sonographie der Aggregattasche (Flüssigkeit?), ggf. sterile Punktion und Kultur (häufig Staphylococcus aureus, koagulasenegative Staphylokokken, aber auch Candida)
- transösophageale Echokardiographie (Sensitivität > 95 %): Vegetationen auf Trikuspidalklappe, Abszesse an der Sondenspitze
Therapie:
- bei positiven Blutkulturen ohne echokardiographischem Hinweis auf Endokarditis oder Abszessbildung an der Sondenspitze kann ein konservativer Behandlungsversuch unternommen werden; Nachkontrollen der Blutkulturen über mehrere Wochen erforderlich
- bei Therapieversagen oder Rezidiv muss in aller Regel die ICD-Explantation erfolgen
Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Management von Sonden-Infekten finden Sie hier:Sonden-Explantation
Infekt-Prophylaxe:
- ICD-Implantation im OP oder Herzkatheterlabor, nicht im Röntgenraum
- sorgfältige Blutstillung
- großzügige Indikation zur Hämatomausräumung
- restriktiver Einsatz von Antikoagulantien unmittelbar postoperativ
- perioperative Antibiose aufgrund einer Metaanalyse bei Schrittmachern sinnvoll (single-shot Cephalosporin), ein Fortsetzen der Antibiose postop. ist umstritten
2.3 Hämatome
- meist durch mangelhafte intraoperative Blutstillung, Gerinnungsstörungen oder postoperativ zu früher Gabe von Antikoagulantien
- umschriebene kleine Hämatome: zuwarten!
- bei Persistenz, Größenzunahme oder Infektzeichen: Wundrevision mit Hämatomausräumung, Abstrich und Antibiose
- kein Spreizen der Wunde mit „Ausdrücken“ des Hämatoms auf dem Patientenzimmer!
2.4 Lageänderung des Aggregats
- Aggregatwanderungen erfolgen meist nach lateral Richtung Axilla
- durch fortschreitende Atrophie des umgebenden Gewebes kommt es zum inneren Dekubitus und schließlich zu einer Weichteilperforation, ggf. mit sekundärer Infektion
- Twiddler-Syndrom: Rotation des Aggregats innerhalb der Tasche führt zum Verdrehen und dadurch zur Verkürzung der Sonde, was im Extremfall eine Sondendislokation zur Folge hat
Ursachen
- zu große Aggregattasche
- unzureichende Fixation der Sonde
- instabile Lage des Gerätes
Prophylaxe
- stabile und mediale Aggregatlage
- nicht zu große Tasche