Perioperatives Management - Anterolaterale Thorakotomie

  1. Indikationen

    Unter Thorakotomie versteht man die chirurgische Eröffnung des Thorax durch einen Interkostalschnitt. Somit erhält man einen Zugang zur knöchernen Brustwand, zum Pleuraraum, zur Lunge, zum Zwerchfell und zum Mediastinum.

    Im Beitrag wird eine anterolaterale Thoraktomie gezeigt, die für den Viszeralchirurgen von besonderer Bedeutung ist, das sie den Standardzugang zum intrathorakalen Ösophagus im offenen Vorgehen darstellt.

    Die anterolaterale Thorakotomie zeichnet sich durch ein  schonenderes Vorgehen im Vergleich zum posterolateralen Zugang aus. Der zu durchtrennende Muskelmantel fällt geringer aus, insbesondere der Musculus latissimus dorsi bleibt weitgehend intakt, auch die Rippen werden weniger gespreizt .

  2. Kontraindikationen

    • Leberzirrhose Child C
    • Schwere Lungengerüsterkrankungen (COPD, Lungenfibrose)
    • Schwere Herzinsuffizienz
    • Schwere koronare Herzinsuffizienz
  3. Präoperative Diagnostik

    • Thorax-CT
    • Herz-Kreislauffunktionen ggf. Lungenfunktion
    • Bestimmung der Blutgruppe, Blutbild, Leber- und Nierenwerte
    • Weitere Diagnostik entsprechend vorliegendem Krankheitsbild
  4. Spezielle Vorbereitung

    Ggf. perioperative Antibiotikaprophylaxe (abhängig von der geplanten Operation)

    Optimierung der pulmonalen Situation (Atemgymnastik, ggf. Inhalationstherapie)

  5. Aufklärung

    • Allgemeinem Operationsrisiken wie beispielsweise Infektionen oder Komplikationen bei der Narkose
    • Lungenverletzung
    • Verletzung von interkostalen Nerven und Gefäßen
    • Rippenfrakturen
    • Fistelbildung
    • Herzrhythmusstörungen
    • Nachblutung
    • Re-Thorakotomie
    • Atelektase
    • Herzinsuffizienz
    • Pneumonie
    • Respiratorische Insuffizienz
    • Subkutanes Emphysem
    • Pleuraerguss/-empyem
  6. Anästhesie

    • Intubationsnarkose (Doppel-Lumen-Tubus)
    • PDK
    • Inter-Kostal-Block: Die unteren Ränder der zu blockierenden Rippen seitlich des lateralen Randes der sakrospinalen Muskelgruppe bzw. entsprechend  den hinteren Rippengelenken oberhalb T7 werden markiert und die Injektionspunkte dann festgelegt.
  7. Lagerung

    • Seitenlagerung in der Vakuummatratze
    • Alternativ Seitenlagerung mit Abstützung am Gesäß und an der ventralen Brustwand.
    • Bei Zweihöhleneingriffen unter Umständen schräge Lagerung durch ein Rückenkissen in einem Winkel von 35°
    • Arm der Thorakotomie-Seite auf einer Stütze angehoben und nach ventrokranial ausgelagert.
    • Arm der Gegenseite ausgelagert.
    • Rippenbogenrand der unteren Seite wird auf Höhe des abknickbaren Scharniers des Operationstisches positioniert, dann der Tisch in einem Winkel von 150-170° geknickt. Der Brustkorb wird dadurch leicht überstreckt, damit sich die Interkostalräume auseinander dehnen.
    • Bein der unteren Seite gestreckt, auf der Thorakotomieseite im Hüft- und Kniegelenk leicht gebeugt. Lagerungskissen zwischen die beiden Beine.
    • Überstreckungen und starke Beugungen sind unbedingt zu vermeiden. Die Kopf-Hals-Partie darf nicht abwärts geknickt sein.
    • Besonders zu beachten sind lagerungsbedingte Schäden an N.ulnaris und N. peroneus
  8. OP-Setup

    Operateur und instrumentierende OP-Pflegekraft stehen an der Brustseite des Patienten, der Assistent steht gegenüber.

  9. Spezielle Instrumentarien und Haltesysteme

    • Zwei Rippensperrer
    • Brunner-Haken
    • Diathermie
    • Zwei Silikon-Drainagen
    • Annaht
    • Wasserschloss/ Medela-digitales Thoraxdrainage-System
  10. Postoperative Behandlung

    Postoperative Analgesie:

    Die Thoraktomie ist ein sehr schmerzhafter Eingriff, weil viele Strukturen durchtrennt werden. Insbesondere das Einschneiden der Pleura und die Reizung der Interkostalnerven können starke Schmerzen verursachen. Deshalb ist postoperativ eine gute Analgesie notwendig, damit eine tiefe Atmung möglich ist und so Komplikationen wie Pneumonie und Atelektase vermieden werden.

    → mittels PDK (Periduralkatheter), supportiv i.v.-Analgesie ggf. Regionalverfahren (Interkostal-Block).

    Folgen Sie hier dem Link zu PROSPECT (Procedures Specific Postoperative Pain Management).
    Folgen Sie hier dem Link zur aktuellen Leitlinie Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen.

    Medizinische Nachbehandlung:

    Durch die Eröffnung des Thorax entsteht ein Pneumothorax. Um die Luft wieder zu entfernen und der Lunge eine dauerhafte Entfaltung zu ermöglichen, wird am Ende des Eingriffs eine oder zwei Drainagen eingelegt, die über Sog (15-20 cm Wassersäule) ein Vakuum generieren.

    Monitoring der Drainage: Der Wasserspiegel im Auffangsystem bewegt sich bei korrekter Lage der Drainage atemsynchron. Ein persistierendes „Blubbern“ im Auffangsystem weist entweder auf ein Fortbestehen eines Luftlecks oder auf einen ungenügend festgesteckten Konnektor im Drainagesystem hin. 
    Durch Blutkoagel kann es immer wieder zu einem Verschluss der Drainage kommen.Oft kann man diese durch Ausstreifen der Drainageschläuche in Richtung des Auffangsystems entfernen. Cave Spannungspneumothorax durch verstopfte Drainage, ggf. Anspülen mit Blasenspritze + Nacl 0,9%.

    Eine Alternative zum analogen System stellt dadigitale Thoraxdrainage- und Monitoring- System Thopaz+- von Medela dar. Im Gegensatz zu analogen Systemen reguliert Thopaz+ zuverlässig den Unterdruck am Brustkorb des Patienten und überwacht die wesentlichen Therapieindikatoren digital (und leise). Klinische Studien belegen, dass die Thoraxdrainage- Therapie von Medela den Behandlungserfolg verbessert und die Pflege optimiert.

    Entfernung der Drainagen: Die Entfernung der Drainagen erfolgt nach Beendigung der Luft- und Flüssigkeitsverluste zwischen dem 2. und 8. postoperativen Tag. Drainagen dürfen erst gezogen werden, wenn jeder Luftverlust aufgehört hat. Die Sekretproduktion sollte < 100 ml/Tag betragen. Dann Sog weglassen und Röntgenkontrolle, ist kein Pneumothorax zu sehen, wird die Drainage gezogen. Zwei Stunden nach dem Ziehen der Drainage immer Röntgenthorax anfertigen! Bei Pneumothorax erneuter Sog.

    Bronchoskopische Kontrolle und Säuberung des Bronchialbaumes bei Atelektase oder starker Verschleimung.

    Thromboseprophylaxe:  

    Bei fehlenden Kontraindikationen sollte aufgrund des je nach Eingriff mittleren bis hohen Thrombembolierisikos neben physikalischen Maßnahmen niedermolekulares Heparin in prophylaktischer ggf. in gewichts – oder dispositionsrisikoadaptierter Dosierung bis zum Erreichen der vollen Mobilisation verabreicht werden. 

    Zu beachten: Nierenfunktion,HIT II (Anamnese, Thrombozytenkontrolle)
    Folgen Sie hier dem Link zur aktuellen Leitlinie Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE).

    Mobilisation:

    Möglichst früh bei ausreichender Analgesie, um Schonatmung zu vermeiden und Pneumonie und Atelektase vorzubeugen.

    Krankengymnastik:

    Eine Pneumonieprophylaxe ist unbedingt erforderlich: Prä- und postoperatives Atemtraining! Triflow-Übungsgerät und entsprechende Krankengymnastik.