Langzeitüberleben nach Darmkrebs-Op. hängt vom Können des Chirurgen ab

Dass besonders geschickte und erfahrene Chirurgen bei anspruchsvollen Operationen überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielen, ist nicht wirklich überraschend und konnte durch verschiedene Untersuchungen belegt werden. Eine US-Studie zeigte nun, dass nicht nur die postoperative Morbidität und das histopathologische Ergebnis des Eingriffs bei kolorektalen Malignomen von den Skills des Operateurs abhängig ist, sondern auch die Langzeitüberlebensrate. 

An der Studie beteiligt waren rund 600 Patienten mit Kolonkarzinomen im Stadium I bis III, die zwischen 2012 und 2017 an in einer von elf US-Kliniken operiert worden waren. Die 15 ausführenden Operateure, darunter neun auf den Darm spezialisierte und sechs Allgemeinchirurgen, waren bereit gewesen, ein repräsentatives Video einzusenden, in dem sie bei der Durchführung einer laparoskopischen rechtsseitigen Hemikolektomie gefilmt worden waren. Die Videos wurden von erfahrenen Chirurgen mithilfe eines speziellen Tools der American Society of Colon & Rectal Surgeons beurteilt.

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Langzeitüberleben nach Darmkrebs-Op
 

Bis zu 70 % höhere Langzeitüberlebensrate

Die 5-Jahres-Überlebensraten nach laparoskopischer Hemikolektomie unterschied sich deutlich, je nachdem, welche technischen Fähigkeiten dem ausführenden Operateur attestiert wurden: 79 % betrug die Rate bei hohem, 55 % bei mittlerem und 60 % bei vergleichsweise geringem Können. Damit hatten Patienten, die von einem „Könner“ der höchsten Kategorie operiert wurden, eine fast 70 % höhere langfristige Überlebenschance als bei einem Operateur der niedrigsten Kategorie. Besonders deutlich war die Assoziation zwischen operativem Können und Überlebensrate bei Patienten im Stadium II (Hazard Ratio, HR 0,14). Der Zusammenhang erwies sich auch in einer Sensitivitätsanalyse mit 307 offen durchgeführten Kolektomien als robust (HR 0,41). 

Eingriffsvolumen und Leitlinienadhärenz wohl entscheidend

Auch bleib der Zusammenhang nahezu unverändert, wenn man die Todesfälle herausnahm, die sich in den ersten 90 Tagen nach dem Eingriff ereignet hatten. Der Effekt schien also nicht nur auf OP-Komplikationen zurückzuführen zu sein. Die Anzahl der exstirpierten Lymphknoten war ebenfalls nicht mit den Skills der Operateure assoziiert. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass möglicherweise Charakteristika wie Eingriffsvolumen oder Adhärenz an geltende Leitlinien das im Video unter Beweis gestellte Können widerspiegele. 

Quelle:

Brajcich BC, Stulberg JJ, Palis BE, et al. Association Between Surgical Technical Skill and Long-term Survival for Colon Cancer. JAMA Oncol.Published online October 30, 2020. doi:10.1001/jamaoncol.2020.5462