Evidenz - Ileostomarückverlagerung (ohne Resektion) mit Hautverschluss in Gunsight-Technik

  1. Zusammenfassung der Literatur

    In retrospektiven Analysen wird die Rate der Wundinfektionen nach Stomarückverlagerungen mit bis zu 40 % angegeben. Nach Ileostomarückverlagerungen liegt der Durchschnittswert bei 10 – 25 %, nach Rückverlagerung eines Kolostomas bei rund 25 % [1, 2, 3]. Wundinfektionen stellen einen wesentlichen Risikofaktor für die Entwicklung einer Fasziendehiszenz oder Narbenhernie dar, haben einen erheblichen Einfluss auf die Dauer des stationären Aufenthalts und die damit verbundenen Behandlungskosten sowie auf die 30-Tages-Morbidität [4].

    Hinsichtlich Risikofaktoren für die Entstehung postoperativer Wundinfektionen nach Stomarückverlagerungen findet sich in der Literatur nur wenig Evidenz. Eine umfangreiche retrospektive Studie fand in der Gruppe von Patienten mit Wundinfektionen signifikant mehr Raucher (zweifach erhöhtes Risiko), auch fand sich ein signifikant höherer Anteil an endständigen Stomata sowie eine signifikant seltenere Anlage von subkutanen Drainagen [5].

    Zu den Strategien zur Reduktion der postoperativen Wundinfektionen gehören der zweizeitige Wundverschluss, der partielle Wundverschluss, Modifikationen der Nahttechniken bei der Primärnaht sowie eine Wundheilung per secundam.

    Laut zwei Studien aus 2009 und 2015 lässt sich die Wundinfektionsrate durch einen partiellen Wundverschluss mittels einer adaptierenden Tabaksbeutelnaht reduzieren, bei der eine Wunddehiszenz von ca. 5 mm bewusst der Sekundärheilung überlassen wird [6, 7]. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Metaanalyse von vier randomisiert-kontrollierten Studien mit insgesamt 319 Patienten [8]. Die Infektrate nach modifizierter Tabaksbeutelnaht wie vorgenannt lag bei 6,8 %, nach Primärverschluss bei 25,7 %. Durch eine zeitgleich publizierte randomisiert-kontrollierte Studie konnten die Ergebnisse nicht nur verifiziert werden, es zeigten sich auch keine Unterschiede hinsichtlich der Wundinfektrate zwischen Dünn- und Dickdarmstoma-Rückverlagerungen [7]. In einer randomisierten Metaanalyse von drei kontrollierten Trials, an insgesamt 206 Patienten, in der die Tabaksbeutelnaht mit der linearen Hautnaht als Hautverschluss im Rahmen eines Stomaverschlusses verglichen wurde, zeigte sich ebenfalls ein statistisch signifikantes, reduziertes Risiko in der Gruppe der Tabaksbeutelnaht. Alle anderen Parameter wie z.B. Operationsdauer oder Krankenhausverweildauer zeigten keine statistische Heterogenität [9]. Das gleiche Ergebnis ergab eine Analyse von fünf Studien an insgesamt 385 Patienten [10].Nach Wundverschluss mittels lediglich adaptierender Tabaksbeutelnaht fanden sich im kurz- und mittelfristigen postoperativen Verlauf keine Einschränkungen hinsichtlich Narbenkosmetik oder Lebensqualität [11, 12].

    In einer randomisierten, prospektiven, multizentrischen Studie, an insgesamt 143 Patienten, in der die Tabaksbeutelnaht mit dem Gunsight-Verschluss verglichen wurde, zeigte keinen statisch signifikanten Unterschied, was chirurgische Infektionen, Blutverlust und Krankenhausverweildauer betrifft. In der Gruppe des Gunsight-Verschlusses war die Dauer der Wundheilung kürzer mit 17d vs. 25d und es zeigte sich eine größere Zufriedenheit der Patienten, was die Wundheilung betrifft [13].

  2. Aktuell laufende Studien zu diesem Thema

  3. Literatur zu diesem Thema

    1. Chow A et al (2009) The morbidity surrounding reversal of defunctioning ileostomies: a systematic review of 48 studies including 6,107 cases. Int J Colorectal Dis 24(6):711–723

    2. Hsieh MC et al (2015) Pursestring closure versus conventional primary closure following stoma reversal to reduce surgical site infection rate: a meta-analysis of randomized controlled trials. Dis Colon Rectum 58(8):808–815

    3. Horesh N et al (2018) Reversal of Hartmann’s procedure: still a complicated operation. Tech Coloproctol 22(2):81–87

    4. Alexander JW, Solomkin JS, Edwards MJ (2011) Updated recommendations for control of surgical site infections. Ann Surg 253(6):1082–1093

    5. Chu DI et al (2015) Surgical Site Infections (SSIs) after Stoma Reversal (SR): risk factors, implications, and protective strategies. J Gastrointest Surg 19(2):327–334

    6. Milanchi S et al (2009) Wound infection after ileostomy closure can be eliminated by circumferential subcuticular wound approximation. Dis Colon Rectum 52(3):469–474

    7. Lopez MP et al (2015) A randomized controlled clinical trial comparing the outcomes of Circumferential Subcuticular Wound Approximation (CSWA) with conventional wound closure after stoma reversal. Tech Coloproctol 19(8):461–468

    8. Hsieh MC et al (2015) Pursestring closure versus conventional primary closure following stoma reversal to reduce surgical site infection rate: a meta-analysis of randomized controlled trials. Dis Colon Rectum 58(8):808–815

    9. Sajid, M. S., Bhatti, M. I., & Miles, W. F. (2015) Systematic review and meta-analysis of published randomized controlled trials comparing purse-string vs conventional linear closure of the wound following ileostomy (stoma) closure. Gastroenterology report 3(2):156–161

    10. Rondelli, F. et al (2018) Purse-string closure versus conventional primary closure of wound following stoma reversal: Meta-analysis of randomized controlled trials. International journal of surgery (London, England) 52:208–213

    11. Yoon SI et al (2015) Clinical trial on the incidence of wound infection and patient satisfaction after stoma closure: comparison of two skin closure techniques. Ann Coloproctol 31(1):29–33

    12. Rausa E et al (2018) Quality of life following ostomy reversal with purse-string vs linear skin closure: a systematic review. Int J Colorectal Dis 34(2):209–216

    13. Han, Jia Gang et al. (2020) Gunsight Procedure Versus the Purse-String Procedure for Closing Wounds After Stoma Reversal: A Multicenter Prospective Randomized Trial.” Diseases of the colon and rectum  63(10):1411-1418

Reviews

1. Wu YB, Liang XJ, Yan HM. Efficacy comparison of purse-string vs. linear closure  of the wound fo

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