Perioperatives Management - Spieghel´sche Hernie, laparoskopisch

  1. Indikationen

    Die Spiegel'sche Hernie (SpH) ist eine seltene Form der ventralen Hernie, die in den meisten Fällen erworben ist. Als SpH wird die Protusion von lokalem präperitonealem Fettgewebe oder eines Bruchsacks durch einen Defekt in der Spieghel-Aponeurose bezeichnet. Als Spieghel-Aponeurose wird die Faszie des M. transversus abdominis bezeichnet, lateral begrenzt durch die Linea semilunaris (reicht von der 9. Rippe bis zur Symphyse) und medial durch den lateralen Rand des Rektusmuskels. Die SpH ist eine interstitielle Herniation mit Durchbrechung der Aponeurose des M.transversus abdominis und des M. obliquus internus abdominis, während die oberflächlich liegende Faszie des M. obliquus abdominis externus meist erhalten bleibt. Prädilektionsstelle dieser Hernie ist die Kreuzungstelle zwischen Linea semilunaris und der Linea arcuata. Bei einer Lokalisation unterhalb der Linea arcuata spricht man von einer "low Spigelian hernia" als Subtyp der SpH, die kaudal der Arteria epigastrica inferior innerhalb des Hesselbach'schen Dreiecks zu liegen kommt. In der axialen Ebene neigt der Bruchsack dazu, sich lateral in die interstitielle Schicht zwischen den Mm. obliquus internus und externus auszudehnen, ohne die intakte Aponeurose obliqua externa zu durchdringen. Die spezifische anatomische Situation der SpH mit einer eher kleinen Bruchpforte und der Entwicklung eines interobliquen Bruchsacks erschweren die Diagnose dieser Erkrankung mit einer besonderen Neigung zur Inkarzeration. Das wichtigste epidemiologische Merkmal ist das Risiko einer Inkarzeration mit der Notwendigkeit eines Notfalleingriffs, das bis zu 17 % aller SpH betrifft. Im Vergleich zu anderen ventralen Hernien hat die SpH daher ein deutlich erhöhtes Inkarzerationsrisiko.

    Wegen des erheblichen Einklemmungsrisikos sollten alle SpH operativ behandelt werden.

    Unabhängig von der verwendeten Technik wird eine Netzreparatur empfohlen. Nur bei kleinen Hernien (< 2 cm) kann eine Reparatur ohne Netz eine sinnvolle Alternative darstellen.

    Die IPOM-Methode gilt als die am einfachsten zu erlernende und am sichersten durchzuführende Methode.

    Der Vorteil des IPOM-Verfahrens oder der TAPP-Methode bei der "low Spigelian hernia" ist die Möglichkeit, das gesamte Abdomen zu explorieren. Beide Methoden können auch in der Notfallsituation mit inkarzeriertem Hernieninhalt angewendet werden.

  2. Kontraindikationen

    • bakterielle Peritonitis (Fremdmaterial/Netz nicht bei Entzündung)
    • Ileus wegen der Gefahr einer Darmperforation
    • dekompensierte kardiorespiratorische Insuffizienz
    • Bei schwerwiegenden kardialen und pulmonalen Vorerkrankungen sind Nutzen und Risiko der Laparoskopie abzuwägen, aber selbst bei höhergradiger Herzinsuffizienz oder respiratorischer Einschränkung ist eine Laparoskopie unter Monitoring (Blutdruck, Puls, EKG, Sauerstoffsättigung) durchführbar.
    • Schwerwiegende Gerinnungsstörungen (Quick < 50 %, PTT > 60 s, Thrombozyten < 50 /nl) und eine ausgeprägte portale Hypertension mit Caput medusae, in beiden Fällen hauptsächlich wegen der Gefahr einer Blutung aus Bauchwandgefäßen.
  3. Präoperative Diagnostik

    Am häufigsten leiden die Patienten unter intermittierenden Schmerzen und Schwellungen im Unterbauch

    Eine "low Spigelian hernia" kann mit einer Leistenhernie verwechselt werden, und die endgültige Diagnose wird nicht selten erst intraoperativ gestellt.

    Zu den Differentialdiagnosen eines palpablen Bruchsacks in der typischen SpH-Region gehören Lipome, Hämatome des M. rectus abdominis oder solide Tumoren im Abdomen.

    Die SpH bleibt eine klinische Diagnose, die allerdings eine Herausforderung sein kann.

    Bildgebende Verfahren wie Ultraschall der Bauchdecke oder Computertomographie werden in der Regel bei zweifelhafter Diagnose durchgeführt. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass die Abdomensonographie bei SpH mit einer Sensitivität von 83 - 90 % ein aussagekräftiges bildgebendes Verfahren ist. Der Vorteil der CT-Bildgebung liegt in der Möglichkeit, neben der Darstellung des Herniendefektes auch den Hernieninhalt zu identifizieren.

  4. Spezielle Vorbereitung

    Single-Shot Antibiotikum i.v. perioperativ (wegen Verwendung von Fremdmaterial/Mesh) ggf. Fortführung der Therapie bei intraoperativen Anzeichen einer Entzündung oder bakterieller Kontamination.

  5. Aufklärung

    Allgemein:

    • Pneumonie
    • Blutung, Hämatom
    • Wundinfekt/Wundheilungsstörung
    • Thrombose/Embolie
    • überschießende Narbenbildung

    Speziell:

    • Implantation von Kunststoffmaterial
    • Nervenverletzung/chronische Schmerzen
    • Serom (regelhaft vorhanden, meist ohne therapeutische Konsequenz)
    • Infekt des Implantates mit der Konsequenz, dieses wieder entfernen zu müssen.
    • Rezidivhernie
    • Trokarhernien
    • Konversion auf offenes Verfahren intraoperativ
    • Darmperforation
    • Folgeeingriffe
    • Letalität
Anästhesie

Intubationsnarkose bei Kapnoperitoneum ... - Operationen aus der Allgemein-, Viszeral- und Transpla

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