Perioperatives Management - PTA der A. iliaca communis et externa rechts bei AVK Stadium IIb

  1. Indikationen

    Nach den TASC-Kriterien lassen sich in Abhängigkeit der lokalen Verschluss-/Stenosenlänge therapeutische Behandlungsoptionen ableiten. Die Länge der Stenose und deren Lokalisationsregionen entscheiden über die Therapie: endovaskulär oder offen gefäßchirurgisch.

    TASC-Kriterien aortoilikaler Gefäßverschlüsse

    Typen

    Morphologie

    Therapieprinzip

    A

    Fokale Stenosen der A. iliaca communis oder A. iliaca externa  <3  cm, uni- oder bilateral  

    endovaskulär

    B

    Fokale Stenosen 3–10 cm lang und/oder unilateraler Verschluss der A. iliaca communis

    endovaskulär

    C

    Bilaterale Stenosen der A. iliaca communis, 5–10 cm bzw. unilateraler vollständiger Verschluss der A. iliaca externa oder bilaterale Verschlüsse der A. iliaca communis 

    offene Rekonstruktion

    D

    Diffuse stenotische Veränderungen der gesamten Iliakalachse bzw. unilateraler Verschluss der A. iliaca communis und externa oder aber bilaterale Verschlüsse der A. iliaca externa  

    offene Rekonstruktion

    PM 319-1

    Filmbeispiel: TASC B, hochgradige Stenose der A. iliaca externa und 50 %ige Stenose der A. iliaca communis rechts, klinisch AVK Stadium IIb nach Fontaine → Indikation zur endovaskulären Rekonstruktion

    Fontaine-Stadium

    Klinik                                    

    Rutherford-Kategorie

    Grad

    Klinik

    I

    asymptomatisch

    0

    0

    asymptomatisch

    IIa

    Gehstrecke > 200 m

    1

    I

    leichte Claudicatio intermittens

    IIb

    Gehstrecke < 200 m

    2

    I

    mäßige Claudicatio intermittens

     

    3

    I

    schwere Claudicatio intermittens

    III

    ischämischer Ruheschmerz

    4

    II

    ischämischer Ruheschmerz

    IV

    Ulkus, Gängrän

    5

    III

    kleinflächige Nekrose

    6

    III

    großflächige Nekrose

  2. Kontraindikationen

    • ASA IV
    • Infekte in der Leiste (z. B. Erythrasma)
  3. Präoperative Diagnostik

    Anamnese

    • Claudicatio
    • Gehstrecke
    • Risikofaktoren -> Nikotin, arterielle Hypertonie,  KHK, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, manifeste Niereninsuffizienz mit/ohne Dialysepflichtigkeit, Koagulopathien

    Inspektion

    • Hautveränderungen
    • muskuläre Auffälligkeiten
    • orthopädische Fehlstellungen
    • Hautfarbe
    • Behaarung
    • trophische Veränderungen
    • Schwellung, Ödeme, Mykosen, Phlegmonen, Ulcera cruris etc.    

    seitenvergleichende Palpation

    • Pulsstatus
    • Hauttemperatur

    seitenvergleichende Auskultation der Extremitätenarterien

    Palpation-Auskultation
    Palpation-Auskultation

    Knöchel-Arm-Index (ABI)

    • ABI = RR syst. A. tibialis posterior/RR syst. A. brachialis

    ABI-Wert

    Schweregrad der PAVK

    > 1,3

    falsch hohe Werte (Verdacht auf Mönckeberg-Mediasklerose, z. B. bei Diabetes mellitus)

    > 0,9

    Normalbefund

    0,75 - 0,9

    leichte PAVK

    0,5 - 0,75

    mittelschwere PAVK

    < 0,5

    schwere PAVK

    • Ein ABI - Wert von < 0,9 gilt als beweisend für das Vorliegen einer relevanten PAVK.
    • Die Bestimmung des Knöchel-Arm-Index (ABI) mittels nicht-invasiver Messung des Dopplerverschlussdrucks ist ein geeigneter Test zum Nachweis der PAVK.
    • Für die Diagnose einer PAVK ist der ABI-Wert mit dem niedrigsten Knöchelarteriendruck maßgeblich.
    • Ein pathologischer Knöchel-Arm-Index ist ein unabhängiger Risiko-Indikator für eine erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität.

    farbcodierte Duplexsonographie

    • Carotis, Aorta abdominalis, Extremitätenarterien
    • Lokalisation von Stenosen und Verschlüssen in nahezu allen Gefäßregionen außer im thorakalen Bereich
    • Quantifizierung des Stenosegrades und Beurteilung der Plaquemorphologie möglich
    • Sensitivität und Spezifität ca. 90%   
    • als Screeningverfahren gut geeignet

    Kontrastmittelverstärkte MR-Angiographie oder ersatzweise  CT-Angiographie

    • Validierung der Befunde bzw. zur Therapieplanung

    kardialer Check

    • Ruhe-EKG
    • Belastungs-EKG
    • Herzecho

    Röntgenuntersuchung Thorax

    ggf. Spirometrie

    Labor

    • BB
    • Elektrolyte
    • Gerinnung
    • Retentionswerte
    • Leberenzyme
    • Blutfette
    • Blutgruppe
  4. Spezielle Vorbereitung

    • Seite markieren, Rasur
    • Nüchternheit 2 – 6 Stunden je nach Klinik-Standard
    • Watteschuh zwecks Vermeidung lagerungsbedingter Druckschäden
    • Aggregationshemmer belassen; bei dualer Therapie individuelle Entscheidung je nach kardialem Risiko-Profil
  5. Aufklärung

    Allgemeine Operationsrisiken

    • Schwere Blutungen, Bluttransfusionen, Übertragung Hepatitis/HIV durch Fremdblutkonserven
    • Allergie/Unverträglichkeit
    • Wundinfektion
    • Thrombose/Embolie
    • Haut-, Gefäß-, Nervenschädigung z. B. durch Lagerung
    • Keloide

    Spezifische Operationsrisiken

    • erneuter Gefäßverschluss, ggf. weiterer Eingriff, (Teil)Amputation
    • Gefäßdissektion/-zerreißung durch Ballon-Katheter, ggf. Stent oder Bypass
    • Ausweichverfahren -> Bypass
    • AV-Fistel, falsches Aneurysma
    • Infektionen, Sepsis, Amputation
    • Verletzung von Nerven mit Missempfindungen oder Schmerzen, Schwäche oder Teillähmung der Extremität
    • Embolie beim Zurückziehen des Ballon-Katheters, z. B. Gangrän im Fußbereich, Amputation
    • Lymphödem
    • Einschränkung der Nierenfunktion durch Kontrastmittel im Rahmen einer intraoperativen Angiografie
  6. Anästhesie

    • bei kooperativen Patienten Lokalanästhesie, ansonsten ITN
  7. Lagerung

    Lagerung
    • Rückenlage
    • ipsilateraler Arm ausgelagert, kontralateral angelagert (wegen C-Bogen)
  8. OP-Setup

    OP-Setup
    • Operateur auf der zu operierenden Seite
    • Assistenz gegenüber Operateur
    • OP-Fachkraft fußwärts neben der Assistenz
    • intraoperative Angiographie: C-Bogen kommt von der kontralateralen Seite wie auch der Monitor neben dem Kopfende des Patienten
  9. Spezielle Instrumentarien und Haltesysteme

    • Instrumentarium zur Intervention (Dilatationskatheter unterschiedlicher Größe und Länge, Führungsdrähte, Schleusen 5F bis 7F)
    • mobile DAS-Einheit
    • Heparin-Kochsalz Lösung

    In Reserve:

    • spezielles atraumatisches Gefäßinstrumentarium mit Wundspreizern
    • 120° Winkelklemmen
    • Profunda-Klemme
    • Pott`sche Schere
    • Knopfkanülen unterschiedlicher Größe
    • monofiles Nahtmaterial der Größe 5x 0 bis 6x0 mit atraumatischer Nadel
  10. Postoperative Behandlung

    Folgen Sie hier dem Link zu PROSPECT (Procedures Specific Postoperative Pain Management) und zur aktuellen Leitlinie Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen.

    Medizinische Nachbehandlung

    • Engmaschige Überwachung Herz-Kreislauf-Lunge
    • Kontrolle der Extremitätenpulse, Duplexsonographie
    • therapeutische Heparinisierung gewichtsadaptiert; am OP-Tag nur 10.000 IE ab der 4.postoperativen Stunde (Nachblutungsgefahr), danach Heparindosis steigern
    • Aggregationshemmer als Dauermedikation, überlappend mit Heparin ab 3. postoperativen Tag

    Mobilisation

    • ab 1. postoperativen Tag

    Krankengymnastik

    • in der Regel entbehrlich

    Kostaufbau

    • 3 Stunden postoperativ

    Stuhlregulierung

    • in der Regel entbehrlich

    Arbeitsunfähigkeit

    • 2-3 Wochen