Perioperatives Management - Hybrid-NOTES - Sigmaresektion

  1. Indikationen

    NOTES („natural orifice transluminal endoskopic surgery”) hat das Potential minimal-invasive Operationen weiter zu optimieren.

    Die überwiegende Zahl der NOTES („natural orifice transluminal endoskopic surgery“) -Eingriffe sind transvaginale Prozeduren.

    Der transvaginale Zugang zur Bauchhöhle wird seit langem routinemäßig von den gynäkologischen Kollegen genutzt. Dabei werden die Instrumente unter Sicht  per Kolpotomie in die Bauchhöhle eingeführt.  Durch die Dehnbarkeit der Vaginalwand können auch Arbeitsgeräte mit höherem Durchmesser eingebracht, sowie größere Präparate geborgen werden.

    Echte Notes-Verfahren sind als experimentell einzustufen, während das hier dargestellte Hybrid-Verfahren mit transvaginaler Präparatebergung und intrakorporaler Anastomosenvorbereitung  Eingang in die Sk2-Leitlinie Divertikelkrankheit/Divertikulitis der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) gefunden hat.

    Die intraabdominelle, laparoskopische Sigmapräparation erfordert zusätzliche Zugänge durch die Bauchwand, die im Beispiel zur weiteren Minimalisierung mit 5er Trokaren und einer 5mm Optik bewerkstelligt wird.

    Im Vergleich mit der konventionell-laparoskopischen Chirurgie erhofft man sich weniger Schmerzen, weniger Wundinfekte und Narbenbrüche. Das kosmetische Ergebnis ist in jedem Fall besser.

    Im vorliegenden Fall wird die Sigmaresektion in Hybrid-NOTES-Technik durch eine stenosierende Sigmadivertikulitis indiziert.

  2. Kontraindikationen

    • Allgemeine Kontraindikationen für laparoskopisches Vorgehen (z. B. Intoleranz gegenüber Pneumoperitoneum, der Extremlagerung oder Vorliegen eines Ileus).
    • Generalisierte Peritonitis
    • Abdominelle Voroperationen bzw. Adhäsionen sind per se keine Kontraindikation für ein laparoskopisches Vorgehen, können jedoch eine Konversion zum offenen Verfahren begründen.
  3. Präoperative Diagnostik

    Notfalldiagnostik

    • Klinische Untersuchung: Typische nahezu pathognomonische Symptomenkonstellation für eine Divertikulitis sind Alter >50, vorausgegangene Episoden, Schmerzzunahme bei Bewegung, Lokalisation und DS  im linken Unterbauch DD Reizdarmsyndrom.
    • Laboruntersuchungen (Entzündungsparameter), Verlaufskontrolle innerhalb 48 h, da die Entzündungswertewerte bei komplizierten Verlauf erst später ansteigen.
    • Schnittbildgebung : Bildgebende Verfahren (US,CT) sind entscheidend und unverzichtbar für die Diagnose Divertikelkrankheit. Die Sonographie ist dabei dem CT ebenbürtig, steht also an erster Stelle der Schnittbildgebung. Bei diskrepanten Fällen oder unzulänglicher US-Darstellung CT des Abdomens mit rektaler KM-Applikation.

    zusätzliche Diagnostik bei elektiver Operation

    • Komplette Koloskopie: Für die Diagnose Divertikulitis nicht erforderlich, allerdings vor einer elektiven Sigmaresektion zum Ausschluss anderer relevanter Befunde unbedingt zu empfehlen. Frühe Untersuchung(12-24 h) bei Divertikelblutung zur Blutungslokalisation und ggf. interventioneller Behandlung.
    • Optional Sphinktermanometrie
    • Pneumokolon-CT bei frustraner / unmöglicher Koloskopie
  4. Spezielle Vorbereitung

    • orthograde Darmlavage
    • Rasur der Bauchdecke
    • Markierung der optimalen Lage für ein etwaiges Stoma auf der Bauchdecke

    im OP :

    • Einlage eines Dauerkatheters
    • Single Shot-Antibiose ( z.B. Cephalosporin der 2. Generation + Metronidazol )
    • Probelagerung nach Anbringung der Stützen
  5. Aufklärung

    • Blutung/ Nachblutung mit Gabe von Fremdblut und ggf. operative Revision
    • Anastomoseninsuffienz mit lokaler oder generalisierter Peritonitis mit Folge einer Sepsis, Reoperation, Disskontinuitätsresektion und Anlage eines Stomas.
    • Intraabdominelle Abszessbildung
    • Verletzung des linken Ureters, der Iliakalgefäße, Milz, Niere, Pankreas
    • spezielle Komplikationen durch transvaginalen Zugang wie Verletzung von Rektum/ Blase/ Adnexe beim Einbringen des Trokars/Bergebeutels bzw. Schutzfolie
    • Primäre Anlage einer protektiven Ileostomie oder primäre Diskontinuitätsresektion
    • Konversion
    • Änderung des Stuhlverhaltens
    • Trokarhernie
    • Gefahr der Verletzung des Sphinkterapparates durch Stapler
  6. Anästhesie

    Intubationsnarkose bei Pneumoperitoneum
    Anlage PDK für postoperative Schmerztherapie

  7. Lagerung

    Lagerung
    • Steinschnittlagerung
    • Anlagerung beider Arme
    • Ausreichende Polsterung der Knie und der proximalen Unterschenkel
    • Fixierung der Beine in den Beinschalen
    • Beine über die OP-Tisch-Steuerung ab- und anwinkelbar
    • Schulterstützen beidseits
    • Probelagerung
  8. OP – Setup

    OP – Setup

    Abdomineller Teil:

    • Operateur und Assistent stehen rechts vom Patienten
    • Operateur steht rechts kopfwärts vom Assistenten
    • Instrumentierende OP- Pflegekraft rechts fußseitig
    • MIC-Turm auf der Patienten-linken Seite.

    Transvaginaler Teil:

    167-PM-8B
    • Operateur sitzt zwischen den Beinen
    • Assistent steht rechts kopfwärts
  9. Spezielle Instrumentarien und Haltesysteme

    Spezielle Instrumentarien und Haltesysteme

    ERGO 310D- das BOWA Versiegelungsinstrument in Kombination mit dem HF-Generator ARC400.

    Basis-Instrumentarien für die Laparoskopie:

    • 11er Skalpell
    • Präparationsschere
    • Saugsystem
    • Nadelhalter
    • Fadenschere
    • Pinzette
    • Gassystem für Pneumomeritoneum
    • Kompressen
    • Kompressen, Bauchtücher
    • Tupfer
    • Tabaksbeutelnaht (0-0, monofil, nicht resorbierbar)
    • Naht für Kolpotomieverschluss (0-0, geflochten, resorbierbar)
    • Resorbierbarer monofiler Hautfaden (3-0)

    Trokare:

    • 1 Optiktrokar (5mm)
    • 3 Arbeitstrokare (5mm)
    • Transvaginaler Trokar (13mm)
    • Kamerasystem (5mm) mit 30 Grad- Optik

    Zusätzliches Instrumentarium für die Sigmaresektion:

    • 2 atraumatische Halteinstrumente
    • bipolare Schere
    • BOWA Versiegelungsinstrument
    • Saug-Spül-System
    • lineares abwinkelbares Klammernahtgerät
    • transluminales, zirkuläres Klammernahtgerät
    • Clipzange mit Gefäßclips
    • 27er Silikon-Drainage mit Annaht und Ablaufbeutel
    • 19erBlake-Drainage
    • Vaginalspekula
    • Transvaginale Schutzfolie mit Einführungsinstrumentarium zur Präparatebergung
    • Tabaksbeutelnaht (0-0, monofil, nicht resorbierbar)
    • Naht für Kolpotomieverschluss (0-0, geflochten, resorbierbar)
  10. Postoperative Behandlung

    Postoperative Analgesie

    • Periduralanästhesie postoperativ 2 – 5 Tage fortsetzen

    Folgen Sie hier dem Link zu PROSPECT (Procedure specific postoperative pain management) oder zur aktuellen Leitlinie Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen.

    Medizinische Nachbehandlung

    • möglichst am OP-Tag DK-Entfernung
    • falls eingelegt, Entfernen der Bauchdrainage zwischen dem 2. und 3. postoperativen Tag
    • falls nicht resorbierbar, Entfernung des Hautnahtmaterials um den 12. postoperativen Tag

    Thromboseprophylaxe

    Bei fehlenden Kontraindikationen sollte aufgrund des mittleren Thromboembolierisikos (operativer Eingriff > 30 Minuten Dauer) neben physikalischen Maßnahmen niedermolekulares Heparin in prophylaktischer ggf. in gewichts- oder dispositionsrisikoadaptierter Dosierung bis zum Erreichen der vollen Mobilisation verabreicht werden. Zu beachten: Nierenfunktion, HIT II (Anamnese, Thrombozytenkontrolle).

    Folgen Sie hier dem Link zu den aktuellen Leitlinien der Thromboembolieprophylaxe

    Mobilisation

    • sofortige Mobilisation
    • schrittweises Wiederaufnehmen der körperlichen Belastung bis zur Vollbelastung

    Krankengymnastik

    • Atemgymnastik zur Pneumonieprophylaxe

    Kostaufbau

    • am OP-Tag Trinken
    • am 1. Tag postoperativ Tee, Suppe, Joghurt
    • ab 2. Tag postoperativ leichte Kost

    Stuhlregulierung

    • Laxantien ab dem 2. postoperativen Tag
    • bei Darmparalyse 3×0,5 mg Neostigmin als Kurzinfusion

    Entlassung

    • ab dem 4. postoperativen Tag möglich

    Arbeitsunfähigkeit

    • individuell, je nach ausgeübtem Beruf zwischen 3 und 6 Wochen