Perioperatives Management - Sectio caesarea

  1. Indikation

    Maternal:

    • in schweren Fällen einer Präeklampsie/Eklampsie
    • drohende Uterusrupturgefahr
    • Abnormale Plazentation: Placenta praevia partialis oder totalis, Placenta accreta-Spektrum, Vasa praevia
    • Geburtsstillstand unter Wehen.
    • Mechanische Geburtshindernis: Myome, schwere Beckenfrakturen, fetale Makrozephalie oder andere fetale Fehlbildungen
    • Schwere Infektionen (z.B. Herpes genitalis im aktiven Stadium oder HIV ohne antiretrovirale Kombinationstherapie und die Viruslast >50 Kopien/ml).
    • Vorherige extensive transmyometriale Uterusoperationen: große Myomenukleation, rekonstruktive Operationen des Uterus

    Fetal:

    • Pathologisches CTG
    • Beckenendlage, wenn vaginale Geburt nicht möglich ist.
    • Zwillinge oder Mehrlinge mit ungünstiger Lage.
    • Frühgeburt mit ungünstigen fetalen Bedingungen.
    • Nabelschnurvorfall
    • Vermutete Makrosomie: Makrosomie ≥5000 g, Makrosomie ≥4500 g bei Diabetes.
    • Geburtsunmögliche Lagen: Querlage,Mentoposteriore Gesichtslage, Nasoposteriore Stirnlage, Hinterscheitelbeineinstellung (verstärkter hinterer Asynklitismus, verstärkte Litzmann Obliquität), persistierender hoher Geradstand
  2. Präoperatives Management

    • Patienten sollen ihre regelmäßig eingenommenen Medikamente wie gewohnt fortsetzen, sofern keine Kontraindikationen bestehen (z.B. Antihypertensiva, Insulin bei Gestationsdiabetes).
    • Low-Dose-Heparin (z.B. Enoxaparin) 12 Stunden vor der Operation pausieren.
    • Klare Flüssigkeiten (z. B. Wasser, Tee, Apfelsaft) sind bis zwei Stunden vor der Operation erlaubt.
    • Verzicht auf feste Nahrung mindestens sechs Stunden vor der Operation, fettige Mahlzeiten sollten acht Stunden vorher vermieden werden.
    • Ein präoperativer Termin mit dem Anästhesisten wird empfohlen, insbesondere bei Risikopatienten (z.B. Adipositas, Anämie, Gerinnungsstörungen).
    • Vermeidung von Darmvorbereitungen
    • Labor:  Blutbild und Gerinnungsparamter, Kreuzblut bei mittlerem bis hohem Risiko einer Blutung
    • Dokumentation der fetalen Herzfrequenz bei Aufnahme in den Kreißsaal, bei Patientinnen unter Wehen kontinuierliche Überwachung soweit möglich.
    • Präoperative Ultraschalluntersuchung: Plazentalokation, fetale Lage, ggf. Schätzgewicht
  3. Aufklärung

    Grund für die Sectio:

    • Medizinische Notwendigkeit (z.B. Placenta praevia, fetale Makrosomie, Querlage).
    • Besondere Risiken bei vaginaler Geburt (z.B. Uterusruptur bei vorangegangener Sectio).
    • Alternativen besprechen, Klärung, ob eine vaginale Geburt sicher möglich wäre.

    Operativer Ablauf:

    • Hautschnitt (meist horizontaler Querschnitt in der Bikinizone).
    • Öffnung des Uterus (meist quere Schnittführung im unteren Uterinsegment).
    • Geburt des Kindes, Entfernung der Plazenta und Nahtverschluss.
    • Dauer: Meist 30-60 Minuten.

    Anästhesie

    • Präoperative vorstellung in der Anästhesie 
    • Regionale Anästhesie (bevorzugt): Spinal- oder Periduralanästhesie zur Schmerzausschaltung und Wachbleiben während der Operation.
    • Vollnarkose: Nur bei Notfällen oder Kontraindikationen für Regionalanästhesie.
    • Komplikationen: Risiko für Hypotonie, Kopfschmerzen, Übelkeit oder selten neurologische Schäden.

    Risiken und mögliche Komplikationen

    Mütterliche Risiken:

    • Blutverlust (in seltenen Fällen Bluttransfusion notwendig).
    • Infektionen (z.B. Endometritis, Wundinfektion).
    • Thrombosen oder Embolien (deshalb Thromboseprophylaxe notwendig).
    • Verletzung benachbarter Organe (z.B. Blase, Darm, Harnleiter).
    • Uterusruptur bei Folgeschwangerschaften.
    • Wundheilungsstörung

    Fetale Risiken:

    • Atemprobleme (z.B. Tachypnoe) bei Frühgeborenen oder Kindern ohne vorangegangene Wehen.
    • Sehr selten: Verletzungen durch den Hautschnitt.

    Langzeitfolgen

    • Zukünftige Schwangerschaften:
      • Erhöhtes Risiko für Placenta praevia oder Placenta accreta.
      • Risiko einer Uterusruptur bei vaginale Geburt nach Sectio.
    • Narbenbildung: Möglichkeit von Verwachsungen (Adhäsionen), die langfristig Schmerzen oder Fruchtbarkeitsprobleme verursachen können.

    Erwartungen und postoperative Versorgung

    Erwartungen

    • Möglichkeit, das Baby direkt nach der Geburt zu sehen (Bonding).
    • Stillen ist in der Regel direkt nach der Geburt möglich.

    Postoperative Betreuung

    • Schmerztherapie (Kombination aus Paracetamol, NSAIDs und ggf. Opioiden).
    • Frühzeitige Mobilisierung zur Vermeidung von Thrombosen.
    • Beobachtung auf Blutungen oder Infektionen.
    • Aufenthalt im Krankenhaus: Üblich sind 3-5 Tage.

    Rechtliche Aspekte der Aufklärung

    • Die Aufklärung muss in verständlicher Sprache erfolgen.
    • Es muss genügend Zeit für Fragen und Bedenken eingeräumt werden.
    • Eine schriftliche Einwilligung ist erforderlich.
    • Im Notfall kann auf eine ausführliche Aufklärung verzichtet werden, wenn das Leben von Mutter oder Kind gefährdet ist.
  4. Intraoperatives Management

    • Überprüfung der fetalen Herzfrequenz bei Verzögerungen zwischen Anästhesieplatzierung und Hautschnitt.
    • Haarentfernung nur bei Bedarf; empfohlen wird Clipping anstelle von Rasur, um Hautirritationen und Infektionsrisiken zu minimieren.
    • Spinalanästhesie oder Periduralkathter aufspritzen wenn möglich, sonst Vollnarkose
    • antibiotische Prophylaxe vor Hautschnitt.
    • Anlage eines Blasenkatheters
    • Bonding: Hautkontakt zwischen Mutter und Kind unmittelbar nach der Geburt.
    • Ermöglichung des Stillens direkt im OP.
  5. Postopertives Management

    • Postoperative Überwachung (meistens im Kreißsaal): 
      • Vitalzeichen: Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung.
      • Uterustonus und Blutung: Kontrolle der Lochien und der Inzisionsstelle.
      • Urinausscheidung: Sicherstellung adäquater Ausscheidung und Überwachung auf Harnverhalt.
      • Tachykardie >120/min und Hypotonie <90 mmHg gelten als Warnzeichen für potenzielle Komplikationen wie Nachblutungen oder Infektionen.
    • Schmerzmanagement: Paracetamol und NSAIDs regelmäßig verabreichen, ggf. Opioide
    • Thromboseprophylaxe: Low-Dose-Heparin oder Enoxaparin spätestens 6-12 Stunden nach der OP, abhängig vom Blutungsrisiko.
    • Förderung der Mobilisierung ab etwa vier Stunden nach der OP
    • Frühe orale Nahrungsaufnahme
    • Entfernen des Blasenkatheters sobald wie möglich
    • Haut-zu-Haut-Kontakt und Stillen sollten direkt im OP oder unmittelbar nach der OP begonnen werden, sofern klinisch möglich.
  6. Entlassungsmanagement

    • Entlassung am 3-4 Tage postoperativ
    • Wundversorgung: Entfernung des Verbands innerhalb von 6-24 Stunden.
    • Duschen: Möglich ab 24-48 Stunden nach der OP.
    • Vermeidung schwerer Lasten (>6 kg) für 4-6 Wochen.
    • Wiederaufnahme, sobald die Patientin sich bereit fühlt, üblicherweise nach 6-8 Wochen.
    • Leichte Bewegung ab dem ersten Tag, langsam zunehmende Belastung.
  7. Thromboseprophylaxe

    RisikoprofilBeginn der ThromboseprophylaxeDauer der Thromboseprophylaxe
    Niedriges RisikoKeine pharmakologische Prophylaxe, nur mechanische Maßnahmen (z. B. IPC)Bis zur vollständigen Mobilisierung (meist 24–48 Stunden)
    Mittleres Risiko6–12 Stunden nach der Sectio, sobald keine Blutungsrisiken bestehen7–10 Tage postpartum, bis zur vollständigen Mobilisierung
    Hohes Risiko6–12 Stunden nach der Sectio, wenn stabil10 Tage postpartum; bei persistierenden Risikofaktoren (z. B. Adipositas, Immobilisation) bis zu 6 Wochen postpartum
    Sehr hohes Risiko6–12 Stunden nach der Sectio, abhängig von Blutungsrisiko6 Wochen postpartum, insbesondere bei: - Vorherige VTE - Thrombophilie - BMI >35 kg/m² oder schwerer Adipositas - Persistierende Immobilisation

    Zusätzliche Hinweise

    • Frühmobilisierung: Ergänzend zur pharmakologischen Prophylaxe, ab etwa 4–8 Stunden postoperativ.
    • Neuraxiale Anästhesie: Abhängig vom Zeitpunkt der Katheterentfernung, Beginn der LMWH-Prophylaxe mindestens 12 Stunden nach letzter Dosis und 24 Stunden nach Spinalanästhesie.
    • Art der Medikation:
      • Standard: Enoxaparin (40 mg täglich) oder Dalteparin (5000 IE täglich).
      • Erhöhtes Risiko: Erhöhung der Dosierung oder Umstellung auf therapeutische Antikoagulation bei aktueller oder sehr hoher VTE-Gefahr.