Perioperatives Management - Spaltung des A1-Ringbandes

  1. Indikationen

    • Irreversible Bewegungsstörung im Sinne eines eingeklemmten Fingers
    • Relevantes und den Patienten beeinträchtigendes (durch konservative Maßnahmen nicht gebessertes) schmerzhaftes Schnapp-Phänomen
  2. Kontraindikationen

    • Lokale oder allgemeine Erkrankungen, die chirurgisch oder anästhesiologisch einer elektiven Operation entgegenstehen bzw. präoperativ verbesserungsfähig sind
    • Kortisoninjektion im Bereich des Op-Feldes innerhalb der letzten drei Monate (erhöhte Komplikationsrate wie Wundheilungsstörung, Synovialfistel)
  3. Präoperative Diagnostik

    • Anamnese der typischen Klinik:
      – Druckschmerz im Bereich der Hohlhandbeugefurche
      – Bewegungseinschränkung des Fingers, zu Beginn typischerweise am Morgen nach dem Aufstehen
      – klassisches Schnapp-Phänomen mit Einklemmen des Fingers in maximaler Beugung, die Streckung des Fingers gelingt nur passiv unter Zuhilfenahme der anderen Hand
    • Klinische Untersuchung:
      – Inspektion/Palpation einer schmerzhaften Verdickung im Bereich des A-1-Ringbandes, der Knoten bewegt sich mit der Beugesehne und klemmt manchmal am Ringband selbst ein
      – Demonstration des Schnapp-Phänomens durch den Patienten
      – in fortgeschrittenen Fällen (sog. Digitus incarnatus): Der Finger ist im PIP-Gelenk maximal gebeugt und lässt sich auch passiv nicht mehr strecken oder er ist in Streckstellung eingesteift und lässt sich nicht mehr beugen.

    Tipp: in beiden Fällen berichtet der Patient von einer lang bestehenden Schnapp-Symptomatik in der Vergangenheit, die dann aber nach einer gewissen Zeit nicht mehr korrigiert werden konnte.

  4. Spezielle Vorbereitung

    • keine spezielle Vorbereitung des Patienten notwendig
    • grundsätzlich ambulanter Eingriff
    • Abklärung Kontraindikation für Blutleere (z.B. liegender Shunt bei Dialyse)
  5. Aufklärung

    • Aufklärung über operative Methode
    • Aufklärung über Erweiterungseingriffe wie z.B. begleitende Tenosynovialektomie, Tenolyse oder Arthrolyse insbesondere bei fortgeschrittenem Befund (Digitus incarnatus)
    • Aufklärung über allgemeine Operationsrisiken (Wundheilungsstörung, Hämatom)

    Aufklärung über spezielle Operationsrisiken, die, je nach Vorerkrankungen (Diabetes mellitus, Immunschwäche) und Literatur bis zu 43 % betragen können:

    • Verletzung Digitalnerven mit neuropathischen Schmerzen
    •  Protrahierte Narbenschmerzen (klingen in der Regel nach 6 Monaten ab) 
    • Persistierende Beschwerden, Revisionseingriff 
    • Rezidivgefahr (erhöht bei Patienten mit rheumatischer Synovialitis und Diabetes mellitus)
    • Pyogene Synovialitis
    • Sehnen-/Gefäßverletzung
    • Synovialfistel (extrem selten)
    • Funktionsdefizit Handgelenk/Hand
    • CRPS (extrem selten)
    • Unvollständiger Erfolg mit bleibendem Bewegungseinschränkung bei vorbestehender Tenodese und Gelenkeinsteifung
  6. Anästhesie

    • Lokale Infiltrationsanästhesie mit feiner Nadel
    • Intravenöse Regional-Anästhesie
    • Plexusanästhesie
    • Allgemeinanästhesie
  7. Lagerung

    • Rückenlagerung
    • Lagerung der Hand auf einem Handtisch
    • Empfohlen: Anlage Oberarmblutleere
  8. OP-Setup

    • Der Operateur sollte auf der Seite sitzen, auf der die Führhand mit der Scherenspitze nach distal zeigt
    • Gegenüber sitzt gegebenfalls ein Assistent
    • Die instrumentierende Pflegekraft positioniert sich an der Kopfseite des Handtisches
  9. Spezielle Instrumentarien und Haltesysteme

    • Sinnvoll ist der Einsatz eines Handhalters wie z.B. einer Bleihand oder ähnliches
    • Empfohlen wird die Anlage einer Oberarmblutleere
    • Empfohlen wird die Anwendung einer vergrößernden Optik wie z.B. einer Lupenbrille
    • Zur Anwendung kommt ein Hand-Instrumentarium
    • Spezielle Instrumentarien sind bei der offenen Methode nicht notwendig
  10. Postoperative Behandlung

    Postoperative Analgesie

    Folgen Sie hier dem Link zu PROSPECT (Procedures Specific Postoperative Pain Management) und zur aktuellen Leitlinie Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen.

    Medizinische Nachbehandlung

    • Regelmäßige Wundkontrolle
    • Elastokompressiver Verband (Cave: Einschnürung!) für wenige Tage
    • Fadenzug nach 14 Tagen
    • Ggf. fetthaltige Salbe zur Narbenpflege (spezielle Narbensalbe nicht notwendig)
    • Freigabe der Belastung nach 14 Tagen

    Thromboseprophylaxe

    • entfällt

    Mobilisation

    • sofort

    Krankengymnastik

    • Aktive Übungsbehandlung mit ggf. krankengymnastischer Unterstützung mit vollständiger Streckung und Faustschluss der Finger ab 1. postoperativen Tag (beugt Handödem und Fingersteife vor)
    • Spezifische handtherapeutische Maßnahmen bei fortgeschrittenem Befund mit Bewegungseinschränkung des PIP-Gelenkes bzw. Sehnenverklebungen

    Kostaufbau

    • entfällt

    Stuhlregulierung

    • entfällt

    Arbeitsunfähigkeit

    • In der Regel 14-21 Tage, je nach manueller Tätigkeit (maximal 6 Wochen)