Komplikationen - Endozystektomie bei Echinococcus-granulosus-Infektion der Leber

  1. Prophylaxe und Management intraoperativer Komplikationen

    Anaphylaktische Reaktion

    • Kreislaufstabilisierung
    • Medikamentöse Therapie mit vasoaktiven Substanzen, Antihistaminika und Glukokortikoiden

    Blutungen

    • Aus kleinen Gefäßen: Elektrokoagulation oder Clips
    • Arterielle Gefäßlecks: Direkte Naht mit Prolene® 5-0 oder 6-0
    • Wegen der Gefahr der Verletzung von Gallengangstrukturen und weiterer Gefäßverletzungen sollten Blutungen im Leberhilus nicht ungezielt durchstochen werden, stattdessen sukzessives Freipräparieren und gezielte Versorgung.

     Durchtrennung der A. hepatica propria oder einer ihrer Hauptäste

    • Folgen sind nicht vorhersehbar und können bis zur Lappennekrose reichen.
    • Deshalb ist eine Rekonstruktion der Hauptarterie obligat ggf. als V. saphena-Interponat.

    Verletzung der großen Lebervenen und/ oder der Vena cava

    • Kann zu Luftembolien oder zu massiven Blutungen führen !
    • Tangentiales Ausklemmen mit Übernähung
    • In schweren Fällen manuelle Kompression und temporäre Okklusion der V.cava kaudal und ggf. auch kranial der Leber nach Eröffnen des Zwerchfells (suprahepatisches Ausklemmen).

    Prophylaxe intraoperativer Blutungen

    • Adäquater Zugang mit ausreichender Exposition
    • Großzügige Mobilisation der Leber
    • Ggf. intraoperative Sonographie mit Darstellung der vaskulären Strukturen 
    • Vermeidung einer Überfüllung des venösen Systems (niedriger ZVD)

     Gallelecks

    • Versorgung mit Clips oder Naht

    Durchtrennung /Verletzung des DHC

    • Direkte Anastomose ggf. über T-Drainage oder Anlage einer biliodigestiven Anastomose

    Luftembolie

    • Wird durch einen niedrigen oder sogar negativen ZVD begünstigt.
    • Vermeiden weiteren Eindringens von Luft durch Detektierung, Abklemmen bzw. Übernähung der Eintrittsstelle, sofortige PEEP-Beatmung.

    Pneumothorax

    • Kann bei zwerchfellnahen Befunden auftreten → intraoperative Thoraxdrainage.

     Hohlorganverletzungen

    • Bei voroperierten Patienten, insbesondere nach Cholezystektomie/Eingriffen am Magen, oder durch massive Verklebungen im Bereich der Perizysten muss adhäsiolysiert werden. Dabei können Hohlorgane verletzt werden, die entsprechend versorgt/übernäht werden müssen.
  2. Prophylaxe und Management postoperativer Komplikationen

    Nachblutungen

    • Nachblutungen bei Lebereingriffen können durch eine unzureichende intraoperative Blutstillung bedingt sein, sind in nicht wenigen Fällen allerdings auf Störungen des Gerinnungs- und Fibrinolysesytems zurückzuführen, was bei der Indikationsstellung zur operativen Revision bedacht werden muss.
    • Detektion der Ursache mittels Angio-CT, ggf. selektive arterielle Embolisation, je nach Ausmaß und Kreislaufsituation Indikation zur Relaparotomie.
    • Entwicklung subphrenischer oder subhepatischer Abszesse möglich.

    Subkapsuläres Hämatom

    • Kleine Hämatome werden in aller Regel resorbiert.
    • Größere können zweizeitig rupturieren und müssen dann ggf. bei Kreislaufínstabilität operativ versorgt werden.

    Gallefistel

    • Stabiler Patient ohne Peritonitis-Zeichen: Zieldrainage belassen, Fördermenge kontrollieren, nicht selten spontanes Sistieren.
    • ERCP mit Stenteinlage zur Drucksenkung im Gallengangssystem.

    Pfortaderthrombose

    • Plötzlicher postoperativer Anstieg der Transaminasen
    • Doppler-Ultraschalluntersuchung
    • Antikoagulation

    Leberperfusionsstörung

    • Aufgrund von portalvenösen und gegebenenfalls zusätzlichen, arteriellen Gefäßstenosen oder -okklusionen.
    • Bei leichten Verläufen ist keine Therapie erforderlich.
    • Bei schweren Verläufen je nach Ursache interventionelle oder operative Revaskularisation, bei infizierten Nekrosen Fokuskontrolle.

    Pleuraerguss

    • Respiratorische Insuffizienz
    • Röntgen Thorax, Ultraschall
    • Zuerst negative Bilanz, je nach Ausdehnung ggf. Thoraxdrainagenanlage.

    Pneumonie

    • Postoperative pulmonale Infekte sind nicht selten, insbesondere wenn postoperative Atemübungen nicht mit der gebotenen Konsequenz durchgeführt werden.
    • Prophylaxe: Zügige postoperative Mobilisation, Bird-Beatmung, Triflow, CPAP-Masken, Kranken-/Atemgymnastik

    Sekundäre Echinokokkose/Rezidiv

    • Es wird empfohlen, alle Anstrengungen zu unternehmen, um eine Kontamination der Bauchhöhle mit Zysteninhalt zu vermeiden, einschließlich des Schutzes von Peritonealgewebe und Organen mit Protoskolizid getränkten chirurgischen Abdecktüchern.