Perioperatives Management - Gastrektomie, subtotal, robotisch assistiert

  1. Indikationen

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    Primäres Magenkarzinom

    • Bei kurativem Therapieansatz und lokaler Resektabilität besteht grundsätzlich die Operationsindikation sofern keine massiven Risikofaktoren vorliegen (Vorerkrankungen bzw. Allgemeinzustand des Patienten, s. Kontraindikationen).
    •  Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren  der Stadien II und III (cT1/cT2N+ sowie cT3/resektabel cT4Nx) sollte eine prä-/perioperative Chemotherapie erfolgen.
    • Um tumorfreie Resektionsränder (R0) zu erzielen, ist außer bei Mukosakarzinomen (T1a N0 M0) in der Regel ein proximaler Sicherheitsabstand am Magen von 5 cm (intestinaler Typ n. Lauren) bzw. 8 cm (diffuser Typ n. Lauren) in situ einzuhalten. Das Resektionsausmaß (totale versus subtotale Gastrektomie) wird bestimmt durch Tumorlokalisation/-ausbreitung und den durch den histologischen Typ geforderten Sicherheitsabstand.

    Magenfrühkarzinom

    • Als Magenfrühkarzinom wird ein Tumor definiert, der unabhängig von Lymphknotenstatus, Flächenausdehnung und Fernmetastasierung auf die Mukosa und Submukosa der Magenwand beschränkt ist. Die Muskularis propria des Magens ist per definitionem tumorfrei.
    • Unterschiede zeigen sich bei den Frühkarzinomen in der Häufigkeit einer potenziellen Lymphknotenmetastasierung. Tumoren, die bereits die Submukosa infiltriert haben, kommen für eine endoskopische Therapie nicht in Betracht, da mit einer Wahrscheinlichkeit von 4-20% mit LK-Metastasen zu rechnen ist. 
    • Rund 5% der Patienten zeigen ein Magenfrühkarzinom vom Mukosatyp (pT1m), bei dem ein kurativer Therapieansatz durch eine endoskopische Resektion möglich ist, da die Wahrscheinlichkeit einer Lymphknotenmetastasierung äußerst gering ist.
    • Betroffene Patienten haben mit einer Fünfjahresüberlebensrate von > 90 % eine ausgezeichnete Prognose.

    Indikationen für die endoskopische Resektion
    Oberflächliche Magenkarzinome, die auf die Mukosa begrenzt sind (circa 5% der Patienten) können unter Berücksichtigung folgender Kriterien mit einer endoskopischen Resektion behandelt werden:

    • Läsionen von < 2 cm Größe in erhabenen Typen
    • Läsionen bis zu 1 cm Größe in flachen Typen
    • Histologischer Differenzierungsgrad: gut oder mäßig (G1/G2)
    • Keine makroskopische Ulzeration
    • Invasion begrenzt auf die Mukosa

    Sondersituationen:

    Magenstumpfkarzinom (Rezidivtumoren nach Subtotaler Gastrektomie):

    • Restgastrektomie mit dem Ergebnis einer Totalen Gastrektomie

    Oligometastasierung:

    • Im Rahmen eines multimodalen Ansatzes innerhalb von Studien und technischer Möglichkeit der Entfernung aller metastatischen Lokalisationen.
    • Erst intraoperativ entdeckte Metastasen können analog der Ösophagus-Leitlinie – falls R0-resektabel – mitreseziert werden.

    Peritoneale Metastasen:

    • Voraussetzung:
      • o   PCI < 12
      • o   komplette Resektion aller makroskopisch sichtbaren Tumoranteile möglich
    • Vorgehen:
      • neoadjuvante Systemtherapie
      • onkologische Resektion (Gastrektomie/subtotale Magenresektion) mit D2-Lymphadenektomie und tumorfreien Absetzungsränder
      • vollständige Resektion der peritonealen Metastasen (zytoreduktive Chirurgie)
      • hypertherme intraperitoneale Chemotherapie,

    Bei palliativem Therapieansatz kann in seltenen Fällen die Gastrektomie indiziert sein (z.B. Blutung, Perforation, Stenose).

    Lymphadenektomie

    • Die Lymphknotenausräumung der Kompartimente I und II wird als D2-LAD bezeichnet und stellt die Standardlymphadenektomie beim Magenkarzinom dar. Sie kann als Goldstandard angesehen werden.
    • Basierend auf der japanischen Klassifikation (Nummerierung) werden die Lymphknoten in mehreren Kompartimenten zusammengefasst. Die D1-Lymphknoten umfassen die Stationen 1 bis 6, das D2-Kompartiment zusätzlich die Stationen 7 bis  11.
    • Die LK der Station 12 werden bei kleinkurvaturseitig gelegenen distalen Karzinomen  im Rahmen der onkologischen Resektion miterfasst. Die Lymnphknoten am Hauptgallengang (Station 12b, gilt als M1) werden häufig nicht disseziert, um eine Verletzung/Devaskularisierung desselben zu vermeiden.
    • Im D3-Kompartiment befinden sich die Gruppen 12 bis 15 und sind definitionsmäßig keine regionären Lymphknotenstationen des Magens. Da sie prognostisch wie Fernmetastasen gewertet werden, klassifiziert man sie als M1 LYM bei Befall.
    • Um eine Klassifikation pN0 zu erhalten, wird von der UICC eine Mindestanzahl von 16 zu untersuchenden regionären Lymphknoten gefordert.  In der deutschen S3-Leitlinie wird die angestrebte Lymphknotenzahl mit ≥ 25 angegeben.
  2. Kontraindikationen

    Patientenspezifisch:

    • Stark reduzierter Allgemeinzustand (z.B. durch Tumorkachexie)
    • ECOG Status ≥ 2
    • Relevante Komorbiditäten mit OP- bzw. Narkoseunfähigkeit, z.B.
    • Leberzirrhose Child B und C
    • schlechte Herz- und Lungenfunktion (NYHA-Status und GOLD-Status)
    • Hochgradige Carotisstenosen vor Therapie
    • Verwachsungsbauch in Bezug auf ein minimalinvasives Vorgehen

    tumorbedingte Irresektabilität:

    • Irresektabler Tumor mit proximaler Infiltration der A. mesenterica superior oder des Truncus coeliacus 
    • Jede Form der Metastasierung, außer die Metastasierung ist komplett als R0-Resektion sanierbar (z.B. lokal begrenzte Peritonealcarcinose, solitäre Lebermetastase, solitäre distante LK-Metastase).
    • Komplette Pfortaderthrombose oder andere Erkrankungen mit ausgeprägten venösen Umgehungskreisläufen (Leberzirrhose).
    • Bei Passagestörung oder endoskopisch nicht beherrschbarer Tumorblutung kann die Gastrektomie ggf. als palliativer Eingriff indiziert sein.

    Kontraindikation für eine subtotale Gastrektomie:

    • Wenn nach onkochirurgischen Kriterien aufgrund der Lage des Tumor und dem histologischen Typ/Ausbreitungsmuster nicht die geforderten Sicherheitsabstände (5cm beim intestinalen und 8 cm beim diffusen Typ) nach oral eingehalten werden können verbietet sich eine subtotale Gastrektomie und eine totale Gastrektomie/ggf. transhiatal erweiterte Gastrektomie sind indiziert.
  3. Präoperative Diagnostik

    obligat:

    • Blutchemische Laboruntersuchungen mit sogenannten Tumormarkern (CA 72-4, CA 19-9, CEA)
    • Ösophagogastroduodenoskopie mit Stufenbiopsien (mindestens 8 PE´s)
    • Abdomen-Sonografie: erstes bildgebende Verfahren zur Beurteilung von Lebermetastasen.
    • Endosonographie zur Beurteilung des T-Stadiums, insbesondere zur Beurteilung eines Magenfrühkarzinoms (Mukosa-/Submukosatyp). Identifikation von Risikokonstellationen uT3/4 N+ bzw. perigastrischer Aszitesnachweis. Die Beurteilung der Lymphknoten der Kategorie N1 – 2 ist möglich, allerdings mit eingeschränkter Sensitivität und Spezifität. 
    • Abdomen/Becken-CT (mit i.v.-Kontrastmittel): lokale Situation, Lymphknoten, Lebermetastasen
    • Thorax CT zum Ausschluss von pulmonalen Metastasen
    • MRT: Patienten, bei denen kein CT durchgeführt werden kann.
    • Das PET-CT wird nicht routinemäßig für das Staging von Magenkarzinomen empfohlen.

    Bei T3/T4 zusätzlich

    • Staging-Laparoskopie:
      • z.A. einer peritonealen Metastasierung: Da eine peritoneale Metastasierung mittels bildgebender Verfahren noch immer nicht sicher ausgeschlossen werden kann, wird die diagnostische Laparoskopie für Patienten mit lokal fortgeschrittenem Magenkarzinom (T3–T4) prinzipiell vor Beginn einer neoadjuvanten Chemotherapie empfohlen.
      • In bis zu 40% der Fälle zeigt sich dabei eine peritoneale Metastasierung.
      • Zusätzlich zur Möglichkeit der histologischen Diagnosesicherung peritonealer Metastasen trägt eine diagnostische Laparoskopie dazu bei, unnötige offene Explorationsversuche zu minimieren.
      • Zudem kann sie alleine bis dahin nicht bekannte kleine subkapsuläre Lebermetastasen detektieren, ggf. plus IOUS (intraoperativem Ultraschall) und PE (Probeexzision).
      • Eine Peritoneallavage mit Zytologie kann ergänzend durchgeführt werden. Die Wahrscheinlichkeit einer metachronen peritonealen Metastasierung liegt beim Vorhandensein einer positiven Spülzytologie bei ca. 80 %. Hier laufen Studien Patienten zu identifizieren, die trotz eines makroskopisch negativen Befundes von zusätzlichen Therapiemaßnahmen (HIPEC) profitieren können.
      • Um im Falle einer peritonealen Metastasierung die vollständige parietale Peritonektomie zu ermöglichen, sollten die Trokare bei einer diagnostischen Laparoskopie immer in der Linea alba gesetzt werden. In der Regel reichen zwei Trokare, ein 10er-Trokar für die Optik und ein 5er-Trokar für die Biopsie-Zange. Auch im Verlauf auftretende Trokarmetastasen lassen sich so im Rahmen einer medianen Laparotomie problemlos mitentfernen.
  4. Spezielle Vorbereitung

    • Die neoadjuvante Chemotherapie ist integraler Bestandteil des Behandlungskonzeptes beim Magencarcinom.
    • Bei Diagnose von Magenkarzinomen der Stadien II und III (cT1/cT2N+ sowie cT3/resektabel cT4Nx) „sollte/soll“ gemäß der aktuellen Leitlinie eine perioperative Chemotherapie durchgeführt werden. Diese wird klassischerweise präoperativ (neoadjuvant) begonnen und postoperativ (Adjuvant) fortgesetzt. Dadurch kann die R0-Resektionsrate erhöht, die systemische Rezidivrate gesenkt und die Gesamtprognose verbessert werden.
    • Als perioperatives Konzept hat sich in Deutschland und zunehmend auch international das FLOT-Regime (5 Fluorouracil, Leucovorin, Oxaliplatin, Docetaxel) etabliert. Der prognostische Stellenwert (Übertherapie oder sinnvolles Konzept) bleibt aber diskutiert. (Gockel I, Lordick F. Neoadjuvante Chemotherapie beim Magenkarzinom. Chirurg. 2020 May;91(5):384-390.)
    • Nach Abschluss der neoadjuvanten Therapie wird empfohlen das Ansprechen mittels CT und Endoskopie zu bewerten.

    Bei geplanter präoperativer Chemotherapie:

    1.            Portimplantation

    2.            laparoskopische Exploration z.A. Peritonealkarzinose

    3.            ggf. Stent-Einlage bei Dysphagie

    Bei geplanter Resektion

    • Präoperative Ernährung: Ggf. Einleiten einer präoperativen Ernährungstherapie bei Patienten, die präoperativ deutlich an Gewicht verloren haben. Ein Ernährungskonzept sollte frühzeitig, möglichst schon zu Beginn der multimodalen Therapie erarbeitet werden. Zudem sollen auch Patienten ohne Zeichen einer Mangelernährung präoperativ für 5–7 Tage zusätzlich zur normalen Ernährung zur Einnahme bilanzierter Trinklösungen motiviert werden. 
    • Am Tag vor OP-Tag
      • aktuelle blutchemische Laboruntersuchung, Blutgruppe bestimmen und Erythrozytenkonzentrate bestellen.
      • Thromboseprophylaxe (NMH (Niedermolekulares Heparin), Antithrombosestrümpfe) (siehe Leitlinie zur Thromboseprophylaxe in Abschnitt 1.10).
  5. Aufklärung

    Allgemeine OP-Risiken:

    • Thrombose, Lungenembolie
    • Wundheilungsstörung
    • Verletzung innerer Organe (Darm, Leber, Milz)
    • Folgeeingriffe
    • Blutung/Nachblutung
    • Pneumonie
    • Harnwegsinfekt
    • Heparinunverträglichkeit, HIT

    Spezielle OP-Risiken:

    • Konversion auf ein offenes Verfahren
    • Letalität zwischen 2 und10%
    • endgültige Entscheidung über das Resektionsverfahren erst intraoperativ
    • Anastomoseninsuffizienz
    • Duodenalstumpfinsuffizienz
    • endoluminäre/ intraabdominelle Blutung
    • Minderdurchblutung des Ersatzmagens
    • intraabdomineller Abszess, Peritonitis
    • Pankreatitis bzw. Pankreasfisteln
    • Wundheilungsstörung
    • Narbenbruch

    Evtl. erforderliche Erweiterung des Eingriffs:

    • Cholezystektomie
    • Resektion von Lebermetastasen
    • Splenektomie

    Hinweise auf:

    • vorübergehende Gewichtsabnahme
    • veränderte Essgewohnheiten
    • Drainagen, Magensonde, Harnableitung
    • evtl. Fremdblutgabe
Anästhesie

IntubationsnarkoseMagensondeZVK (Zentraler Venenkatheter)PDK (Periduralkatheter)DK (Dauerkatheter,

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