Perioperatives Management - Docking DaVinci Schritt für Schritt

  1. Einleitung

    Die roboterassistierte laparoskopische Chirurgie (z. B. mittels da Vinci-System) stellt in der gynäkologischen Praxis eine etablierte Methode zur Behandlung benigner wie auch maligner Erkrankungen dar. Das perioperative Management folgt prinzipiell den Standards der minimalinvasiven Chirurgie, muss jedoch spezifische Anforderungen der Robotik berücksichtigen.

  2. Anamnese und präoperative Untersuchung

    • Medizinische Anamnese: Erfassung internistischer und gynäkologischer Vorerkrankungen, früherer Operationen (insbesondere im Abdomen/Becken), Blutungsanamnese, Medikamentenplan inkl. Antikoagulanzien.
    • Gynäkologische Untersuchung: Beurteilung von Uterusmobilität, Adnexstatus, vaginaler Anatomie (insbesondere bei Prolaps oder Verwachsungen).
    • Bildgebung: Transvaginaler Ultraschall zur OP-Planung; bei suspektem Malignitätsverdacht ggf. ergänzend MRT/CT.
    • Risikostratifikation: Einschätzung von Anästhesierisiko (ASA-Score), Komorbiditäten, Adipositas (BMI > 35), VTE-Risiko, pulmonale Einschränkungen (Trendelenburg-Lage!).
  3. Aufklärung

    Die Patientin muss umfassend über die Besonderheiten und potenziellen Risiken der roboterassistierten Chirurgie informiert werden:

    • Verfahren: Erläuterung des da Vinci-Systems (Konsole, Roboterarme, Visualisierung), indirektes Operieren über Steuerkonsole, kein autonomes „Roboterhandeln“.
    • Risiken: Allgemeine OP-Risiken (Blutung, Infektion, Organverletzung), spezifisch: technisches Versagen, längere OP-Zeit bei Komplexität oder Lernkurve, selten Konversion zur Laparotomie.
    • Lagerung: Hinweis auf Steinschnitt- und Kopftieflagerung mit potenziellen neurologischen Lagerungskomplikationen.
    • Alternativen: Konventionelle Laparoskopie, Laparotomie, ggf. vaginaler Zugang.
    • Postoperative Erwartungen: Frühmobilisation, geringe Narbenbildung, zügige Rekonvaleszenz.
  4. Präoperative Vorbereitung

    • Thromboseprophylaxe: Standardgemäß niedermolekulares Heparin (z. B. Enoxaparin 40 mg s.c.) bei erhöhtem Risiko; zusätzlich Kompressionsstrümpfe oder intermittierende pneumatische Kompression während der OP.
    • Hautdesinfektion und Haarentfernung: Am OP-Tag nur falls erforderlich, nicht routinemäßig.
    • Darmvorbereitung: In der Regel keine orale Darmentleerung notwendig. Bei tief infiltrierender Endometriose oder Lymphonodektomie individuelle Indikation.
    • Nüchternheit: 6 h vor OP keine feste Nahrung, klare Flüssigkeiten bis 2 h präoperativ erlaubt.
    • Antibiotikaprophylaxe: Einmalgabe perioperativ, z. B. Cefazolin 2 g i.v. (alternativ Clindamycin bei Penicillinallergie).
    • Blasenkatheter: Intraoperativ üblich zur Entlastung bei Beckenoperationen, früh postoperativ entfernen.
  5. Intraoperative Besonderheiten

     

    • Lagerung: Steinschnitt mit Trendelenburg (20–30°); Schulterstützen, vakuumgesichertes Kissen, Fixierung der Beine in gepolsterten „Boots“.
    • Table Motion (wenn vorhanden): Nur beim Xi-System zur intraoperativen Umlagerung ohne Abdocken.
    • Port-Setzung und Hautmarkierung: Trokarplatzierung angepasst an OP-Zielstruktur und Patientinnenanatomie (8 mm Trokare in Linie, Abstand ≥ 7 cm).
    • Technik: Kapnoperitoneum über Verres- oder Optiktrokar, Justierung des Roboters nach Zielanatomie („Targeting“), Instrumenteneinführung unter Sicht.
    • Teamkoordination: Kommunikation zwischen Konsole und Assistenzen wichtig; klare Rollenverteilung erforderlich.
  6. Postoperatives Management

    • Überwachung: Standardüberwachung im Aufwachraum. Kontrolle von Kreislauf, Schmerz, Harnproduktion, ggf. Drainageförderung.
    • Analgesie: Meist Kombination aus Paracetamol + NSAID. Opioide nur bei Bedarf. PCA bei größeren Eingriffen (z. B. onkologischer Eingriff).
    • Frühmobilisation: Ab 6 h postoperativ; Thromboseprophylaxe fortsetzen bis 7. postoperativer Tag bzw. nach individuellem Risiko.
    • Ernährung: Flüssigkeiten wenige Stunden postoperativ, Kostaufbau nach Verträglichkeit.
    • Wundversorgung: Kontrolle der Trokarstellen, Pflasterwechsel nach 24–48 h, Nahtentfernung je nach Material (oft resorbierbar).
  7. Entlassung

    • Kriterien: Mobilität, orale Ernährung, suffiziente Schmerztherapie, spontane Miktion, stabile Kreislaufverhältnisse.
    • Arbeitsunfähigkeit: Je nach Eingriffsdauer und beruflicher Belastung 7–21 Tage.
    • Nachsorge: Kontrolle nach 7–10 Tagen beim Gynäkologen bzw. je nach OP-Befund in der Klinikambulanz.
    • Pathologie: Postoperative Befundbesprechung bei onkologischen Eingriffen essenziell; ggf. Tumorkonferenz.