Anatomie - Adrenalektomie links, laparoskopisch

  1. Anatomie Nebenniere; Glandulae suprarenales

    Anatomie Nebenniere; Glandulae suprarenales

    (1) Glandula suprarenalis, (2) Ren sinister, (3) Aorta abdominalis, (4) Aa. phrenicae inferiores, (5) Aa. suprarenales superiores, (6) Aa. suprarenales mediae, (7) Aa. suprarenales inferiores, (8) A. renalis accessoria aberrans, (9) Aa. renales, (10) Aa. testiculares

    Die Nebennieren (Glandulae suprarenales) liegen als paarige Organe dem oberen Nierenpol im Retroperitonealraum bds. dicht an.

    Die rechte Nebenniere zeigt topographische Beziehungen zur Leber und zur Vena cava inferior, die linke ist durch die Bursa omentalis von der Magenhinterwand getrennt und reicht bis zur Milz. Beide Nebennieren liegen etwa in Höhe des 11./12. Brustwirbelkörpers und werden von einer gefäßführenden Bindegewebskapsel umgeben, die Kollagenfasern und glatte Muskelzellen besitzt. Beim Erwachsenen beträgt das Gewicht einer Nebenniere ca. 5-7 Gramm.

    Sie sind in dorsoventraler Richtung abgeflacht, so dass eine Facies anterior und Facies posterior unterschieden werden können. Die linke Nebenniere hat die Form eines Halbmondes, die rechte die einer dreieckigen Bischofsmütze. Die Facies anterior der linken Nebenniere besitzt einen kompletten Peritonealüberzug, während die rechte Nebenniere nur im kaudalen Anteil von Peritoneum bedeckt wird. Die Facies posterior beider Nebennieren liegt der Pars lumbalis des Zwerchfells auf.

    Die Nebennieren stellen hochkomplexe, doppelt gesteuerte endokrine Organe dar. Ihre asymmetrische Gefäßanatomie, die enge funktionelle Verknüpfung von Rinde und Mark sowie ihre reiche Lymph- und Blutversorgung machen sie zu einem zentralen Element des hormonellen und vegetativen Gleichgewichts im menschlichen Körper.

    Die Nebennieren bestehen aus zwei voneinander abgegrenzten Anteilen – der Rinde (Cortex) und dem Mark (Medulla). Diese Bereiche unterscheiden sich sowohl in ihrem embryologischen Ursprung als auch in ihrer Funktion. Die Nebennierenrinde entwickelt sich aus dem Mesoderm und gliedert sich histologisch in drei Zonen: die Zona glomerulosa, die Zona fasciculata und die Zona reticularis. Jede dieser Schichten produziert spezifische Hormone. Die Zona glomerulosa synthetisiert die Mineralokortikoide, insbesondere Aldosteron, das den Natrium- und Kaliumhaushalt sowie den Blutdruck reguliert. Die Zona fasciculata bildet vor allem Glukokortikoide, hauptsächlich Cortisol, die den Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel sowie die Stressantwort beeinflussen. Die innerste Schicht, die Zona reticularis, produziert in geringerem Umfang Androgene, die besonders bei Frauen zur Bildung männlicher Sexualhormone beitragen.

    Das Nebennierenmark entsteht aus Zellen der Neuralleiste und ist funktionell dem sympathischen Nervensystem zuzuordnen. Es besteht aus sogenannten chromaffinen Zellen, die die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin synthetisieren und bei Stresssituationen freisetzen („fight-or-flight“-Reaktion).

    Die Blutversorgung der Nebennieren erfolgt über drei arterielle Zuflüsse: die A. suprarenalis superior (aus der A. phrenica inferior), die A. suprarenalis media (direkt aus der Aorta abdominalis) und die A. suprarenalis inferior (aus der A. renalis). Es existieren zahlreiche Varianten!

    Diese Arterien bilden unter der Kapsel ein dichtes Geflecht, aus dem sich Kapillaren in die Rindenzonen verzweigen. Das venöse Blut der Rinde fließt anschließend durch das Mark, bevor es über eine zentrale Vene abgeleitet wird. Diese Anordnung ermöglicht es, dass Rindenhormone – insbesondere Cortisol – direkt zu den chromaffinen Zellen des Marks gelangen, wo sie die Adrenalinbildung stimulieren können.

    Der venöse Abfluss erfolgt über eine jeweils einzige Zentralvene, die Vena suprarenalis. Auf der rechten Seite ist die V. suprarenalis dextra kurz und mündet direkt in die V. cava inferior. Aufgrund ihrer Kürze und dünnen Wand gilt sie als besonders verletzungsanfällig, beispielsweise bei operativen Eingriffen an der rechten Nebenniere. Auf der linken Seite fließt das Blut über die V. suprarenalis sinistra, die meist gemeinsam mit der V. phrenica inferior sinistra in die V. renalis sinistra mündet. Die Zentralvenen der Nebennieren besitzen eine charakteristische, spiralförmig verlaufende glatte Muskulatur, die den Blutstrom und damit indirekt auch die Hormonfreisetzung reguliert.

    Der Lymphabfluss der Nebennieren beginnt in einem feinen subkapsulären Kapillarnetz, das Lymphe aus der Rinde und dem Mark sammelt. Die aus den Nebennieren austretenden Lymphgefäße folgen überwiegend den Arterien. Die primären Lymphknoten sind die Nodi lymphatici paraaortici et lumbales. Einige Lymphgefäße ziehen durch das Zwerchfell zu den hinteren mediastinalen Lymphknoten.

    Die Innervation der Nebennieren erfolgt hauptsächlich sympathisch. Präganglionäre Fasern aus den thorakalen Rückenmarkssegmenten (Th5–L1) enden direkt an den chromaffinen Zellen des Marks, die somit funktionell postganglionäre Neuronen darstellen. Durch diese direkte Verbindung zwischen Nervensystem und endokrinem Organ kann die Katecholamin-Ausschüttung extrem schnell erfolgen.

    Funktionell sind die Nebennieren zentrale Organe der hormonellen Regulation. Die Rinde wird über die Hypothalamus-Hypophysen-Achse durch das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) gesteuert, während das Mark über das sympathische Nervensystem aktiviert wird. Gemeinsam ermöglichen sie eine koordinierte Anpassung des Organismus an Stresssituationen, regulieren Stoffwechselprozesse, Wasser- und Elektrolythaushalt sowie Blutdruck.

  2. Pathophysiologie

    Tumoren der Nebenniere sind entweder primäre Neoplasien oder Metastasen.
    Die primären Nebennierentumoren entstehen aus der Nebennierenrinde oder dem Nebennierenmark. Sie können hormonbildend oder hormoninaktiv sein.
    Hormonaktive adrenale Neoplasien können den entsprechenden Zonen der Nebennierenrinde bzw. dem Nebennierenmark zugeordnet werden. Ein Tumor der Zona glomerulosa führt zu einem primären Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom), ein solcher der Zona fasciculata zum Hyperkortisolismus (Cushing-Syndrom) und eine Neoplasie der Zona reticularis zu einer überschießenden Bildung von Sexualhormonen. Tumoren des Nebennierenmarks heißen Phäochromozytome.
    Kortikale und medulläre Nebennierentumoren können benigne oder maligne sein, wobei gutartige weit überwiegen. Bei Rindentumoren steigt die Wahrscheinlichkeit einer malignen Erkrankung mit zunehmender Größe. Ein solcher Zusammenhang zwischen Größe und Malignomrate kann beim Phäochromozytom nicht sicher abgeleitet werden.
    Die histomorphologische Festlegung der Dignität von Nebennierentumoren ist durch den Zellpolymorphismus erschwert und bei den Phäochromozytomen unmöglich. Hier kann nur aus dem Vorhandensein von Fernmetastasen auf eine maligne Erkrankung geschlossen werden.
    Makroskopisch erscheinen Tumoren der Nebennierenrinde homogen gelb-bräunlich an der Schnittfläche während sich Phäochromzytome als grau-rote, öfters auch zystische Neoplasien darstellen.
    Weitere primäre Nebennierentumoren sind Myelolipome, Nebennierenzysten und Ganglioneurome. Sie sind nahezu ausnahmslos gutartig.
    Nebennierenmetastasen findet man vor allem bei Bronchialkarzinomen, Mammakarzinomen, Nierenkarzinomen und malignen Melanomen.
    Primäre Lymphome sind extrem selten.

    Die Ätiologie der meisten primären Nebenrindentumoren ist unklar, dagegen weisen die Phäochromozytome in über 30 % eine genetische Ursache (z.B. multiple endokrine Neoplasie Typ 2).