Anatomie - Beugesehnennaht nach Kirchmayr-Kessler

  1. Anatomie

    Das Hauptproblem der Beugesehnenchirurgie ist die Tendenz zu Verklebungen und Vernarbungen zwischen Sehne und der Beugesehnenscheide. Die einzige bisher realisierbare Möglichkeit, solche Verklebungen zu vermeiden, besteht in der frühzeitigen Bewegung der Sehne.

    Dafür braucht es eine stabile Nahttechnik, die hohen Anforderungen genügen muss.

    Fadenführungen, bei denen der Faden die Sehnenfasern so umfasst, dass es beim Anziehen der Naht zu einem Schließen der Schlinge kommt (blockierende Naht) sind deutlich stabiler (10–50 %). Ein klassisches Verfahren dieser Art ist die hier gezeigte Naht nach Kirchmayr-Kessler (Abb. 1), bei der die Fäden bei der Schlingenbildung entsprechend hinterstochen werden.

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    Die Reißfestigkeit dieser Zweistrangnaht ist ausreichend, um der Belastung durch eine passive Nachbehandlung standzuhalten. Sie ist technisch einfach und somit gut in der Praxis anwendbar. Eine Zweistrangnaht ist jedoch nicht ausreichend, um der Belastung durch eine aktive Nachbehandlung ohne Widerstand standzuhalten. Für den Operationserfolg ist also eine dynamische Nachbehandlung nach Kleinert obligat, die vom Patienten ein ausreichendes Maß an Mitarbeit in den ersten Wochen postoperativ verlangt.

    Dies ist immer wieder ein kritischer Punkt, in den letzten Jahrzehnten wurden daher neue Nahttechniken vorgeschlagen (Abb. 2), die eine höhere Belastung erlauben.

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    Diese sind technisch anspruchsvoller und nicht ohne Komplikationen. Die klassische Kirchmayr-Kessler-Naht bleibt daher für viele Handchirurgen weiterhin die Methode der ersten Wahl zur Rekonstruktion einer durchtrennten Beugesehne.

    Bei dem hier gezeigten Fall handelt sich um eine 9 Tage alte Schnittverletzung am ulnopalmaren Ringfingermittelgelenk rechts bei einem jungen Patienten.